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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
20. Oktober 2004
19:56 MESZ
Von
Christa Benzer aus London
 
Foto: Frieze Art Fair
"Piccadilly Circus" von Paul McCarthy: Der US-Künstler war bei der Frieze Art Fair mehrfach vertreten.

Kunst, Partys und Celebrities
Mit einem Umsatz von knapp 50 Millionen Euro und mehr als 40.000 Besuchern übertraf die "Frieze Art Fair" die Ergebnisse des Vorjahres

Aber nicht nur für die 2000 Künstler, die 150 internationalen Galerien und die Sammler hat sich die Reise in die Kunstmetropole zur jungen Londoner Kunstmesse gelohnt.


London war schon immer eine Szenestadt, in der man begierig die neuesten Modetrends konsumierte. Und die neuesten Platten, Schuhe und Klamotten fanden auch immer ihren sicheren Platz im Reisegepäck. Größere Taschen benötigt man, wenn man bei der Frieze Art Fair (FAF), die heuer zum zweiten Mal im Regents Park in London über die Bühne ging, nicht bloß zum "schauenden" Publikum gehören wollte.

Aber die Messe, mit der London - neben Basel, Madrid, Köln und New York - zu einem der wichtigsten Schauplätze des Kunsthandels avancierte, hielt auch für diese angenommenen 30 Prozent einiges bereit: "Die FAF ist nicht nur eine kommerzielle Kunstmesse", betonen ihre Organisatoren Amanda Sharp und Matthew Slotover, die ihr mit einem breit angelegten Rahmenprogramm - Podiumsdiskussionen, ein Musikprogramm, kuratierte Kunstprojekte etc. - tatsächlich ein sehr spezielles Profil verpassten.

Topgaleristen

Mit dem Ziel, den Erfolg vom Vorjahr zu toppen, arbeiteten Sharp und Slotover, Herausgeber der gleichnamigen Zeitschrift, die sich aus der vom "Supercollector" Charles Saatchi finanzierten Ausstellung Freeze (1988) entwickelte, auch heuer wieder mit hochkarätigen Co-Kuratoren und Künstlern:

Das Zelt, das die Messe beherbergte, wurde vom Stararchitekten David Adjaye geplant; die künstlerischen Projekte und die Podiumsgespräche wurden von Polly Staple - u. a. Kuratorin der renommierten Cubitt Gallery - konzipiert, und die Galerien, die dieses Jahr mit dabei sein durften, wurden von den internationalen Topgaleristen Gavin Brown, Sadie Coles, Jeanne Greenberg Rohatyn, Martin Klosterfeld, Mauren Paley, Eva Presenhuber und Toby Webster empfohlen.

Ein Spezialfonds, für den lokale Sammler 150.000 Pfund (rund 243.000 Euro) zur Verfügung stellten, gewährleistete, dass nun einige der besten Ausstellungsstücke einen Platz in der Sammlung der Modern Tate gefunden haben. Von Kaspar König und Richard Flood ausgewählt, kann die Tate Collection nun auch die Arbeiten von Pawel Althamer, Walid Raad, Martin Boyce, Jeremy Deller, Adam Kane, Martin Leckey, Scott Miles, Frank Nitsche, Henrik Oleson, Roman Ondak und Pae White ihr Eigen nennen.

Aufsteigergalerien

Dass auch die ausgezeichnete Videoarbeit des jungen dänischen Künstlers Jesper Just ausgewählt wurde, steht dabei nur beispielhaft dafür, dass das Konzept der Organisatoren tatsächlich aufgegangen ist. Denn mit ihm (vertreten durch die Galleri Christina Wilson) und mit Pawel Althamer (Foksal Gallery Moskau) konnten damit schon zwei Galerien, die das erste Mal mit dabei waren, mit einer erhöhten Aufmerksamkeit rechnen.

Von den 128 im letzten Jahr auf 150 Galerien gestiegen, entwickelte die Mischung der etablierten Institutionen (u. a. Hauser & Wirth, Gladstone Gallery, Daniel Buchholtz, Chantal Crousel, White Cube) mit den so genannten "emerging galleries" (u. a. John Connelly oder Daniel Reich Gallery aus New York) dann auch tatsächlich eine Dynamik, die nicht nur die Kauflust der finanzkräftigen Besucher anregte, sondern auch die "normalen" Besucher mitriss.

Anregend wirkten aber freilich auch die erwarteten Stars: Bezeugt ist die Anwesenheit von Hugh Grant, Kate Moss, Claudia Schiffer und Karl Lagerfeld. Unerkannt soll sich Madonna durch die Messekojen bewegt haben, und auch die kolportierte Geschichte von David Beckham, der seine Frau zum Hochzeitstag mit einem Kunstwerk von Damien Hirst überraschte, dürfte sich gut auf den Gesamtumsatz ausgewirkt haben. Tatsächlich zählte eine Arbeit des einstigen Young British Artist mit einem Wert von 200.000 Pfund (325.000 Euro) zu den höchst dotierten Stücken.

Wiener Beteiligung

Auch österreichischen Galeristen (Martin Janda, Ursula Krinzinger, Christian Mayer, Thaddaeus Ropac, Georg Kargl und Gabriele Senn) waren von dem Setting wie von den unzähligen Anfragen und Geschäftsabschlüssen begeistert: Kargl, der neben Markus Schinwald und Thomas Locher natürlich auch Elke Krystufek präsentierte, betonte, dass sich die Qualität der Messe aus der Perspektive des Galeristen noch gesteigert hat, und auch für Gabriele Senn und den von ihr vertretenen Künstler Michael S. Riedel hat sich die Reise gelohnt. Mittlerweile partizipiert die gesamte Londoner Kunstszene am Erfolg der Messe: Neben unzähligen Ausstellungseröffnungen in Off-Spaces und etablierten Kunstinstitutionen konnten mit der ScopeLondon (in einem Hotel) und der Zoo Art Fair (in einer historischen Zooanlage) noch zwei weitere Messen besucht werden, die Zeitgenössisches feilboten. (DER STANDARD, Printausgabe, 21.10.2004)


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