VN Sa, 11.10.2003

Politik
Lokal
Sport
Markt
Kultur
Welt

Chronik
Leserbriefe
TV
Motor
Gesundheit
Immobilien
Karriere
Reise
Feuilleton
VN-Heimat

Anzeigen
eVN.vol.at
eVN-Offline






Kultur 

VN-INTERVIEW: mit dem Vorarlberger Fotokünstler Arno Gisinger

Weg von den Indienklischees

Die indischen Fotoarbeiten von Arno Gisinger sind im Pariser Louvre zu sehen

Bregenz (VN-cd) Die Präsenz der Menschen trotz Abwesenheit ist eine zentrale Frage im Schaffen des Vorarlberger Fotokünstlers Arno Gisinger. Seine jüngsten Arbeiten werden nun im Pariser Louvre gezeigt.

VN: Es war ein Auftrag, der Sie nach Südindien führte. Waren die Aufgaben klar vorgegeben?

Gisinger: Es war eine Initiative des Forschungsinstituts. Robert Dulau hat eine Dissertation über das südindische Haus geschrieben und mich angesprochen. Es ging in eine unbekannte, abseits gelegene Gegend südlich von Madras und um die Frage, was mit Dingen, mit einer bestimmten Architektur passiert ist.

VN: Ich nehme an, dass es nicht einfach war, überhaupt in die Häuser hineinzukommen.

Gisinger: Ohne offizielle Begleitung wäre es unmöglich gewesen, denn es gibt in Indien eine komplexe Regelung was den öffentlichen und den privaten Raum betrifft.

VN: Wie muss ich mir Ihre Ausrüstung vorstellen?

Gisinger: Die technische Ausrüstung gleicht einer Kamera aus dem 19. Jahrhundert. Die Bilder werden bei langer Belichtungszeit gemacht, was mir für die Thematik und die Perfektion in diesem Bereich sehr wichtig war. Die Aufgehobenheit der Zeit ist zudem wesentlich.

VN: Zu welcher Tageszeit haben Sie fotografiert?

Gisinger: Die Außenaufnahmen sind alle am Tagesrand, also bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang entstanden, die Innenaufnahmen bei grellem Tageslicht. Draußen war mir das feine, weiche Licht sehr wichtig. Es ist fast eine malerische Tätigkeit.

VN: Aus welcher Zeit stammen diese Paläste, basiert die Architektur auf einer Tradition?

Gisinger: Die meisten wurden etwa zwischen 1850 und 1950 errichtet. Zwei Linien machen sich bemerkbar, das traditionelle indische Haus und der europäische Einfluss durch die Kolonialzeit. Die Mischung aus Tradition und Eklektizismus ist einmalig.

VN: Die meisten sind ja nicht mehr bewohnt.

Gisinger: Die noch bewohnt sind, sind in der Minderzahl. Das hängt damit zusammen, dass die Familien mit den englischen Kolonialherren Geschäfte machten und sich nun zurückgezogen haben.

VN: Das Thema Armut ist ein schwieriges, welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Gisinger: Für europäische Verhältnisse ist es eine sehr arme Gegend, es gibt aber Landwirtschaft.

VN: In Indien war es ein spezielles Thema, aber auch sonst fällt in Ihrer Arbeit die Abwesenheit der Menschen auf.

Gisinger: Es ging mir bei diesem Projekt auch darum, von Indienklischees wegzukommen. Die Präsenz der Menschen trotz Abwesenheit ist aber eine zentrale Frage in meinem Schaffen.

Die Ausstellung mit den Fotoarbeiten von Arno Gisinger wird vom 23. Oktober bis 27. Dezember im Carrousel du Lou vre in Paris gezeigt. Das Buch "Maison-palais du Sud de L'Inde" mit Fotos von Arno Gisinger und Texten von Robert Dulau wur de vom Institut Francais de Pondichéry her

Aufnahme eines der verlassenen indischen Paläste (Fotoausschnitt) von Arno Gisinger. (Foto: Arno Gisinger)

Arno Gisinger (Foto: Robert Fessler)




Kultur 

Zum Seitenbeginn