Salzburger Nachrichten am 28. August 2003 - Bereich: kultur
Erdenschwere Malerei

Kurt-Kocherscheidt-Retrospektive im MAK

WIEN (SN).

Er war ein Einzelgänger, der nie einem aktuellen Trend folgte. Zudem war Kurt Kocherscheidt (1943-1992) überzeugter Maler zu einem Zeitpunkt, als es üblich geworden war, die Malerei für "tot" zu erklären. Das Wiener MAK widmet ihm die bisher umfangreichste Werkretrospektive. "Das fortlaufende Bild" nennt sich die Schau und charakterisiert damit treffend die Chronologie des Werkprozesses, die für den Sammler Franz Armin Morat von "Wandlung und Kontinuität" gekennzeichnet ist. Morat war für Kocherscheidt ein Art "Lebensmensch", der Großteil der ausgestellten Exponate stammt aus dem Morat-Institut in Freiburg im Breisgau.

Die Schau im ersten Stock des Museums ist chronologisch konzipiert, in einem inneren Kreis finden sich die Gemälde, rund fünfzig durchaus autonome Zeichnungen ergänzen an der Außenwand der sehr minimalistischen Inszenierung. Sie begleiten das malerische Werk, kommentieren es, bereiten es vor, skizzieren Reisen.

In fortlaufenden Übergängen löst sich der Künstler fortan vom Bildlichen, dem Gegenstande Angenäherten. Die Gemälde streben eine strengere Ordnung an, Säulen, Gefäße, Quader, netzartige Formen auf neutralen, farbigen Untergründen beherrschen die Bilder ("Gran Buffo"). Kocherscheidt spricht von einer reinen "Malerei als Malerei", die letztlich nicht erklärt werden könne. Diese Schau erinnert an einen Unangepassten, der seinen eigenen Weg ging und aus der österreichischen Malerei des späten 20. Jahrhunderts nicht wegzudenken ist.

GÜNTHER FROHMANN

Bis 5. Oktober 2003, Di. 10 bis 24 Uhr, Mi. bis So. 10 bis 18 Uhr, Mo. geschl., Katalog 34,80 Euro.