Das Prinzip ist ein gleichbleibendes, wenn auch
wandelbares: Der Künstler schafft eine plastische Form, ein Relief, und
spannt darüber fliegengitter- oder kokonartige Gewebe, Gespinste. Seine
Arbeiten wirken meist filigran und leicht, ästhetisierend. Damit setzen
sie sich in einen gewissen Gegensatz zu seinen inhaltlichen Ansätzen, die
sich wie in einem sechsteiligen "Retabel für die Opfer der Gewalt" mit dem
Schrecken auseinandersetzen - auch eine Erinnerung an das Franco-Regime.
Was eine Ästhetik des verwendeten Materials hervorkehrt -
auch wenn es sich um Stacheldraht oder Fesseln handelt - verbindet sich
mit im Bildrahmen festgezurrten, flughundartigen Gebilden. Wechselnde
Wirkungen werden bei einem der gezeigten Objekte durch den Titel
"Kaleidoskop" betont.
Ein anderes zentrales Motiv bildet der zerbrochene,
verletzte oder mutierende Spiegel. Manuel Rivera entwickelte daraus Serien
während seiner letzten Schaffensjahre ab 1986. Drei Jahrzehnte zuvor hatte
er seine erste Reise nach Paris angetreten. Damals begann er mit
Metallelementen zu komponieren, wobei er im wesentlichen blieb, malerische
mit skulpturalen Elementen aufeinander beziehend.
In Österreich blieb der Künstler bisher völlig
unbeachtet. In internationale Museen und Sammlungen fand er seit Ende der
fünfziger Jahre Eingang. Verglichen mit den Großen der spanischen Kunst
des 20. Jahrhunderts von Tàpies oder Saura bis Chillida aber kann dem
aus Granada stammenden und in Madrid verstorbenem Vermittler zwischen
Fläche und Raum, haptischen und chromatischen Strukturen wohl nur eine
Rolle am Rand zugebilligt werden.
Bis 18. Juni, täglich 10 bis 18 Uhr.
© Die Presse
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