diepresse.com
zurück | drucken
10.05.2002 - Ausstellung
Schillernd verspannt
Manuel Rivera (1927 bis 1995) wird als einer der wichtigeren zeitgenössischen Künstler ausgegeben. Nun widmet ihm das Kunsthistorische Museum im Wiener Palais Harrach eine Ausstellung.
VON KRISTIAN SOTRIFFER


Das Prinzip ist ein gleichbleibendes, wenn auch wandelbares: Der Künstler schafft eine plastische Form, ein Relief, und spannt darüber fliegengitter- oder kokonartige Gewebe, Gespinste. Seine Arbeiten wirken meist filigran und leicht, ästhetisierend. Damit setzen sie sich in einen gewissen Gegensatz zu seinen inhaltlichen Ansätzen, die sich wie in einem sechsteiligen "Retabel für die Opfer der Gewalt" mit dem Schrecken auseinandersetzen - auch eine Erinnerung an das Franco-Regime.

Was eine Ästhetik des verwendeten Materials hervorkehrt - auch wenn es sich um Stacheldraht oder Fesseln handelt - verbindet sich mit im Bildrahmen festgezurrten, flughundartigen Gebilden. Wechselnde Wirkungen werden bei einem der gezeigten Objekte durch den Titel "Kaleidoskop" betont.

Ein anderes zentrales Motiv bildet der zerbrochene, verletzte oder mutierende Spiegel. Manuel Rivera entwickelte daraus Serien während seiner letzten Schaffensjahre ab 1986. Drei Jahrzehnte zuvor hatte er seine erste Reise nach Paris angetreten. Damals begann er mit Metallelementen zu komponieren, wobei er im wesentlichen blieb, malerische mit skulpturalen Elementen aufeinander beziehend.

In Österreich blieb der Künstler bisher völlig unbeachtet. In internationale Museen und Sammlungen fand er seit Ende der fünfziger Jahre Eingang. Verglichen mit den Großen der spanischen Kunst des 20. Jahrhunderts von Tàpies oder Saura bis Chillida aber kann dem aus Granada stammenden und in Madrid verstorbenem Vermittler zwischen Fläche und Raum, haptischen und chromatischen Strukturen wohl nur eine Rolle am Rand zugebilligt werden.

Bis 18. Juni, täglich 10 bis 18 Uhr.



© Die Presse | Wien