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10.04.2004 - Kultur&Medien / Ausstellung
Ausstellung: Konsequent konservativ
Im Palais Porcia, dem Kunstraum des Bundeskanzleramtes, wird der rührige kroatische Malmatador Matko Trebotic in Wien vorgestellt.

E
igentlich hat er Architektur studiert, im Belgrad der 50er Jahre. Und das kann man Matko Trebotics Bildern auch schon einmal ansehen. Schließlich schweben die schlichten Grundrisse altkroatischer Kapellen ganz oben auf seiner Hitliste der Symbolik, ex aequo mit dem Kreuz, dicht gefolgt von abstrahierten Zypressen. Alles in sonniges Gelb, Rot, Blau, Grün getaucht und mit einer freundlichen Brise Meeresluft angehaucht - schon ist pastos ein "Mittelmeerabdruck" auf die Leinwand gespachtelt. Diese Serie beschäftigte den 1935 auf der Insel Brac geborenen Künstler die vergangenen beiden Jahre und gibt seiner ersten Ausstellung in Wien, aufgeteilt auf Palais Porcia und Dom- und Diözesanmuseum, ihren Namen.

Zu sehen ist neben Acrylbildern, Aquarellen und Drucken auch eine ziemlich theatralische Installation im Hof des Palais - erraten, mit einem an einen Kapellengrundriss erinnernden Steintrog. Gefüllt mit Olivenöl und begleitet von einem in Steinhaufen eingespannten Holzkreuz soll diese Inszenierung ebenfalls das Heimatgefühl des Künstlers materialisieren.

Sicher wird hier einer der (nach seiner Ausstellungstätigkeit zu schließen) emsigsten kroatischen Künstler vorgestellt - wobei Trebotic fast 20 Jahre lang in Deutschland gelebt hat. Doch so richtig freuen kann man sich über diese Entdeckung in Wien mit seinem hoch qualitativen Ausstellungs-Überangebot wohl nicht. Es ist ein Zwiespalt: Einerseits ist es irgendwie unfair, nur die jungen, international noch vermarktbaren "Südostkünstler" in tourenden Gruppenausstellungen zu pushen, während die sicher anständig arbeitenden, lokalen Malmatadore praktisch keine Chance bekommen. Nur, man sollte die Relationen doch nicht verschleiern und sie nicht wie Trebotic als "bedeutendste Künstler Kroatiens" anpreisen. Das hilft keinem.

Matko Trebotic, "Mittelmeerabdrucke". Im Palais Porcia, Herreng. 23, Wien 1, bis 23. April, Mo.-Fr. 10-15 Uhr. Im Dom- und Diözesanmuseum: Stephansplatz 6, Wien 1, bis 24. April, Di.-Sa. 10-17 Uhr.

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