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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
14. September 2005
20:51 MESZ
Von Thomas Trenkler 
Foto: MQ/ lisi gradnitzer
Das Ziel von MQ-Chef Wolfgang Waldner ist nicht mehr die Steigerung der Besucherzahl, sondern die Verbesserung der Qualität: Gefragt sei für das Quartier21 ein "Finetuning".

"An der Kapazitätsgrenze angelangt"
Wolfgang Waldner über das Museumsquartier mit 2,7 Millionen Besucher im Vorjahr - "Schwerer, Aufmerksamkeit zu erlangen"

Wien - Laut einer Umfrage des Bildungsministeriums zu den Bundesmuseen kennen zwar 95 Prozent das Kunsthistorische Museum, 69 Prozent die vor zwei Jahren wiedereröffnete Albertina - aber nur 46 Prozent das Museumsquartier, das vor nun schon vier Jahren den Betrieb aufnahm. Ein Grund zur Besorgnis?

Nicht für Wolfgang Waldner, den Chef des Areals. Denn das MQ ist ja kein Museum, es beherbergt nur welche. Der Manager kontert daher mit einer von ihm in Auftrag gegebenen Telefonumfrage. Die gestützte Bekanntheit betrage demnach 58 Prozent. "Das ist ein guter Wert für eine relativ junge Kultureinrichtung!", sagt er. Spontan hätten zwölf Prozent das MQ genannt: Auf einen besseren Wert komme auch die Albertina nicht.

Öffentliche Aufmerksamkeit

Doch berauschend sind die Fakten kaum: Die Bekanntheit stagniert gegenüber 2004, die Besuchsabsicht in den nächsten sechs Monaten sank von 16 auf 14 Prozent, statt 30 Prozent würden nur mehr 25 einen Besuch empfehlen. Auch das Fazit von Integral ist daher ein ernüchterndes: "Das MQ wird inzwischen als Selbstverständlichkeit betrachtet - das macht es allerdings auch schwerer, öffentliche Aufmerksamkeit zu erlangen."

Waldner ist dennoch hoch zufrieden: "Es gab eine neuerliche Steigerung der Arealbesucher von 2,5 auf 2,7 Millionen. Im Mai/Juni hatten wir durchschnittlich 9400 Tagesbesucher, im Jahr davor waren es 7700. Wir sind bereits an der Kapazitätsgrenze angelangt." Das MQ war von Anfang an als Lebensraum konzipiert. Aber erst die multifunktionale Möblierung mit klobigen Bänken, anfangs heftig kritisiert, sorgte für den enormen Zulauf. Und Waldner zieht einen Vergleich mit Paris: Auch dort würde nicht jeder, der den Platz vor dem Centre Pompidou besucht, ins Museum hineingehen.

Standort

Aber er gesteht ein: "Ich möchte noch mehr qualifizierte Besucher haben. Das Budget, um den Standort zu bewerben, wurde in den letzten zwei Jahren planmäßig stark reduziert. Ich hätte aber natürlich gerne mehr Geld, um die Bewerbung im Ausland anzukurbeln." Ein Coup gelang ihm zur Eröffnung der Kunstbiennale in Venedig: In der Tat rannte jeder zweite Besucher mit einem grellroten MQ-Plastiksackerl herum.

Zweifelhafte Qualität

Doch stimmen überhaupt die Inhalte? Impulstanz-Intendant Karl Regensburger und Tanzquartier-Chefin Sigrid Gareis kritisierten unlängst in der Zeitschrift MQ-Site die Bespielung der Veranstaltungshalle mit Tourneeproduktionen zweifelhafter Qualität. Waldner hat aber Verständnis: "Das MQ vertritt einen möglichst breiten Kulturbegriff. Es sind mittlerweile über 50 Institutionen hier angesiedelt. Und so gibt es eben auch diese Betriebsgesellschaft für die Hallen E und G, die kostendeckend zu operieren hat."

Und er verweist auf seine Schwierigkeiten mit dem mittlerweile gut frequentierten Quartier 21. Denn einerseits muss er diverse Räume an wen auch immer vermieten. Und andererseits werden die Partner in den Themenstraßen anhand der Bewerbungen vergeben: "Auch wir haben schon jemanden ins Q21 gelassen, der dann nicht unserem Anspruch entsprochen hat."

Aber zumindest entscheidet über die Aufnahme ein Gremium. Ob nicht auch für die Hallen E und G ein kulturpolitischer Auftrag seitens der Stadt Wien als Errichter wünschenswert wäre? Waldner versagt sich eine Antwort . . . (DER STANDARD, Printausgabe, 15.9.2005)


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