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Hauptausgabe vom 26.09.2003 - Seite 008
OÖN-GESPRÄCH: Linzer Kulturdirektor Siegbert Janko über Kulturhauptstadt- und Lentos-Pläne

Dann wird nicht politisch gepackelt

VON IRENE JUDMAYER

Große kulturelle Brocken sind in den nächsten Monaten und Jahren von Linz zu bewältigen. Nein - die Rede ist ausnahmsweise nicht vom Ewigproblem Musiktheater. Obwohl das auch ein Schwerpunkt der nächsten Zeit werden wird. Die Rede ist vielmehr von den Themen Kulturhauptstadt 2009 sowie der Neubesetzung der Direktorenstelle des Lentos (Direktor Baum geht im Frühjahr 2004 in Pension).

Die OÖN sprachen darüber mit dem Linzer Kulturdirektor Siegbert Janko. Erst kürzlich hat Janko im zuständigen Wiener Ministerium erfahren, dass Linz bislang die einzige österreichische Stadt ist, die sich schriftlich um den Status der Europäischen Kulturhauptstadt für 2009 beworben habe.

Jährlich wird eine Stadt der EU-Länder Kulturhauptstadt. 2009 ist (nach Graz heuer) wieder Österreich an der Reihe: "Bis Ende Sommer 2004 stellen wir unsere Unterlagen zusammen. Erarbeiten ein Leitbild. Klären inhaltliche und organisatorische Vorgaben. Ende 2004 gehen die Vorschläge von der Bundesregierung nach Brüssel. Entweder gereiht oder ungereiht." Wobei Janko die zweite Variante besser findet: "Dann wird nicht politisch gepackelt."

Spannend wäre in diesem Zusammenhang, wie sich der oö. LH Pühringer (ÖVP) mit dem nö. LH Pröll (ÖVP) bei Kunstsekretär Franz Morak (ÖVP) um die Vergabe streiten würden¼

Denn wie berichtet plant auch St. Pölten eine Bewerbung. Im Verein mit Krems. Dazu Janko: "Das EU-Kulturhauptstadtprojekt ist grundsätzlich als urbanes Projekt gedacht und nicht als regionales. Darum wird die niederösterreichische Idee von der EU wohl kaum goutiert werden." Was aber wird dann aus der Linzer Idee, eine Achse zu Krumau zu legen? Janko: "Die neuen Länder müssen von der EU erst in die Planung einbezogen werden." In der EU gebe es dafür u. a. den Plan der Kultur-"Twin-City". Das würde die Kooperation Krumau-Linz unterstützen: "Die Entscheidung fällt 2005." Spät für eine Planung, die bereits jetzt Geld für das organisatorische Gerüst benötigen würde.

Janko abschließend zum Thema Lentos: "Wir haben 45 Bewerbungen hereinbekommen. Weil darunter dermaßen viele hochkarätige Kandidaten und Kandidatinnen sind, nehmen wir elf dieser Leute in das Hearing herein." Das Hearing findet nach dem November statt. Mit neuem politischem Stadt-Team. Zuerst kommt die Wahl. Übermorgen. "Dann sehen wir weiter."

Blick auf Kultur- und Stahlstadt Linz: S. Janko Fotos: Wassermann/irju

OÖN: Sie haben zwei Kinder, 10 und 12 Jahre alt. Wie bringen Sie denen Kultur nahe?

Janko: Ich nehme meine Töchter Lena und Jana zu vielen Veranstaltungen mit. Sie gehen gern ins Museum. Sind beide sehr interessiert. Lieben das Kino.

OÖN: Welche Konzerte haben sie zuletzt gehört?

Janko: Ich war mit meinen Töchtern beim Christl-Konzert im Linzer Pueblo - jaja - und erst vorgestern bei Alfred Peschek im Brucknerhaus. Das war beeindruckend.

OÖN: Sind Sie ein musischer Mensch?

Janko: Ich hab zwar Geige und Klavier gelernt, bin aber nicht sehr weit gekommen. Meins ist mehr Literatur, Theater und Bildende Kunst. Und das nicht arbeitsbedingt, sondern weil ich drauf steh'. Ich geh total gern in Ausstellungen. Auch international.


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