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21.11.2002 - Ausstellung
Faust im Kopf, Worte als Waffen, Werber über Gewalt
Plakate gegen Gewalt sind nun im Palais Porcia zu sehen. Sie sollen als optische Botschafter aus Österreich um die Welt gehen.


"Kunst gegen Gewalt": diesem Aufruf von Kunststaatssekretär Franz Morak folgte auch Österreichs Werbebranche. Kreative aus 26 Agenturen zerbrachen sich unentgeltlich den Kopf, um ein gesellschaftlich brisantes Thema in prägnanten Werbebotschaften zu vermitteln. 74 Plakate wurden eingesandt, optische Analysen zum Phänomen Gewalt. Die Jury legte größten Wert auf breiten Zugang und unmittelbare Verständlichkeit.

Sieger wurde das Sujet "Faust im Kopf" von der Werbeagentur Palla, Kolbinger[*]Proximity. Ein Gehirnröntgen auf schwarzem Grund, wie ein Tumor sitzt eine geballte Faust im leeren Schädel. "Diagnose: Gewalt beginnt, wo sonst nichts ist." Auch den zweiten Platz bekam diese Kreativwerkstatt. Ein lakonisches Schwarzweißphoto, das mehr sagt als tausend Worte. Zwei zur Faust geballte Hände, in jedem Finger ist ein Buchstabe des Wortes "Gewalt" eingebrannt. Statt der letzten zwei nur grob vernähte Stümpfe. Dritter wurde die Agentur Scholz & Friends. In harmlos-fröhliche Comics-Optik kleidete sie ihre Message: "Versager" schießt aggressiv perspektivisch verzerrt in den Kopf eines blonden Buben. "Auch Worte sind Waffen."

Analytische Botschaften wie diese prangen selten auf Plakaten, 50 davon sind nun im Palais Porcia zu sehen. Sie sollen um die Welt gehen. Stationen in Israel, Mexiko, Malta, Belgien und Straßburg sind geplant. Kunststaatssekretär Morak: "Gewalt ist ein ewiges Weltthema, wir wollen die Betrachtung darüber von Österreich aus exportieren." Die Plakat-Weltreise wird von Vorträgen begleitet. im



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