Techno-Schreibsklave im Stift
Kunst und Spiel. Eigenwillige Zugänge zur Kunst präsentiert die Ausstellung „Play Admont“ im obersteirischen Benediktinerstift.
Martin Behr Admont (SN). Der Buchmaler der Gegenwart ist ein Industrieroboter. Bedächtig wie weiland Mönche schreibt das Präzisionsgerät den Text der Heiligen Schrift auf eine Papierrolle. Für die Ausstellung „Play Admont“ hat die Gruppe robotlab ihre unter anderem von der Linzer „ars electronica“ bekannte Installation „bios (bible)“ in die Bibliothek des obersteirischen Benediktinerstifts verlegt. „Play Admont“ ist die zentrale Ausstellung der „Regionale 10“, des steirischen Festivals für zeitgenössische Kunst, das heute, Mittwoch, in Trieben mit der akustischen Open-Air-Inszenierung „Anstimmen“ eröffnet wird. „In der Mitte zum Rand“ Mit großem finanziellen Aufwand (4,7 Mill. Euro) ist die Steiermark um eine kulturelle Belebung der Regionen bemüht. Die von Ex-Kulturlandesrat Kurt Flecker (SPÖ) ins Leben gerufene „Regionale“ geht heuer im größten österreichischen Bezirk Liezen unter dem Motto „In der Mitte zum Rand“ über die Bühne.
Im Stift Admont, wo seit Jahren ein Dialog zwischen zeitgenössischer Kunst und Kirche geführt wird, präsentiert Regionale-Intendant Dietmar Seiler „spielerische Zugänge zu internationaler Gegenwartskunst“. Die vom Kuratorenduo Christine Peters und Michael Braunsteiner konzipierte Ausstellung fasst Kunst zusammen, die von Interaktion, Spieltrieb und einer Lust am Ausprobieren geprägt ist.
Etliches ist bekannt, etwa die Arbeit „Life Writer“ von Christa Sommerer & Laurent Mignonneau, die es über eine Schreibmaschine und moderne Technologie ermöglicht, virtuelle Tiere zu erzeugen, die alsbald nach essbarem Text gieren und sich rasend vermehren. Auch Martin Waldes Installation „The Web (spider)“, ein mit fortlaufender Ausstellungsdauer wachsendes Netz aus Fäden und Schnüren, oder Erwin Wurms Einladung an die Besucher, in einem Raum „one minute sculptures“ zu vollführen: einen Arm durch ein Loch einer Platte stecken, den Kopf an die Wand lehnen beispielsweise.
Spannender ist da Werner Reiterers Handlungsaufforderung an Besucher und einen kleinen Koffer: „Stellen Sie mich woanders wieder ab!“ Das nomadische Objekt stellt Fragen: Ab wann wird die Aktion zum Diebstahl? Und: Wo ist die Kunst? Wo die räumlich weltgrößte Klosterbibliothek situiert ist, darf auch die „Bibliothek ungelesener Bücher“ von Julius Deutschbauer nicht fehlen. Zum Auftakt der Schau interviewt der Künstler die Besucher über deren versäumte Lesegenüsse.Auf Seil balancieren Neueren Datums ist etwa das von Thomas Baumann im Raum ausgelegte Seil, auf dem die Besucher balancieren oder sich ihre Fußreflexzonen massieren können. Tim Etchells, Grenzgänger zwischen Theater, Performance und bildender Kunst, hat indes für die naturkundliche Sammlung des Stifts eine Arbeit konzipiert: Texte, die via Hörstationen abrufbar sind, erzählen Geschichten, wie sich die ausgestopften Tiere untereinander wahrnehmen, was sich zwischen Hase, Puma, Affenskelett und präpariertem Keiler so abspielt. Oder abspielen könnte.
Die bildende Kunst erhält in der (etwas zu bemühten) „Monster Partitur“ von William Forsythe einen performativen Charakter: Mehrmals am Tag vollführt ein Tänzer vor einer Knochenskulptur mit Musikbegleitung einen Totentanz in Erinnerung an eine geliebte Person. Bis 7.11.