Salzburger Nachrichten am 16. Februar 2006 - Bereich: Kultur
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Schriftsteller

kommen und gehen, Alfred Kolleritsch bleibt. Er ist ein großzügiger Förderer von jungen Talenten, das kann man nachlesen in der Zeitschrift "manuskripte".1959 gründete er in Graz mit Gleichgesinnten das "Forum Stadtpark", wo die Kunst der Gegenwart ungehindert zum Durchbruch kommen sollte. Und immer schrieb Kolleritsch, Romane ("Die grüne Seite"), Prosa ("Gespräche im Heilbad"), ein Theaterstück ("Die geretteten Köche") und immer wieder Lyrik. Soeben ist ein Band mit neuen Gedichten erschienen: "Tröstliche Parallelen" (Droschl Verlag).

Alfred Kolleritsch

kommt von der Philosophie und macht dort nicht Halt. Er steht für eine Literatur, der es zum Problem geworden ist, dass Wörter etwas bezeichnen, was außerhalb ihrer selbst steht. "Wenn sich/zu den Zeichen kein Ding stellt,/ist das Andere schön." Wenn sich zu den Zeichen kein Ding stellt, wenn ein Zeichen im Raum steht, und keiner weiß, was soll es bedeuten, dann gewinnt es einen geheimnisvollen Eigenwert wie eine Hieroglyphe, deren Code verloren gegangen ist.

Ständig arbeitet

Kolleritsch mit Wörtern, die unmissverständlich Dinge bezeichnen, die vertraut sind, stellt sie aber in einen Zusammenhang, dass sie ihre Fremdheit nicht länger verbergen können. Gebüsche, Hahnenschrei, Geäst: Das Vokabular eines Naturgedichts ist bei Kolleritsch dazu da, ins Innenleben der Menschen vorzustoßen. Denn für den Aufruhr unserer Gefühle hat noch keiner eine verbindliche Sprache gefunden. Deshalb müssen die bekannten Begriffe herhalten, sie schütteln ihre herkömmliche Bedeutung ab und führen den Leser in die Dunkelkammer des Herzens, wo mehr als blindes Herumtappen nicht möglich ist.ANTON THUSWALDNER