So saßen die drei etwa am 11. Oktober 1963 im Düsseldorfer Möbelhaus Berges und machten in authentischem Ambiente genau das, was so einem wiederaufgebauten Deutschen eben lieb war: Fernsehen und Bier trinken. Die Aktion hieß "Leben mit Pop - Eine Demonstration für den kapitalistischen Realismus" und trug nachhaltig zum Bekanntheitsgrad der drei wesentlich bei. Was dennoch ausblieb bzw. an Vorhandenem den obstrukten Jungen zu bieder erschien, waren Galeriekontakte. Oder, wie man das damals nannte, ein neues, ein anderes Galerie-"Modell".
Und genau da handelte das Schicksal womöglich gemein an Konrad Lueg, hatte es ihn doch mit einem Talent für Organisatorisches und Kaufmännisches ausgestattet. Und also lag es an ihm, seine Künstlerkarriere "für kurze Zeit" zu unterbrechen. Lueg gründete 1968 die Galerie Konrad Fischer in Düsseldorf.
Zunächst gedacht als Raum, die Arbeit von Freunden zu präsentieren, Richter und Polke, dann - erstmals in Deutschland - Carl Andre, Sol Lewitt, Robert Smithson und Bruce Nauma, geriet das Unternehmen zum Erfolg. In so gut wie allen Biografien aus dem Umfeld Concept Art, Minimal Art, Land Art und Arte Povera scheint die Düsseldorfer Galerie Fischer als erste Adresse auf - was Luegs kurze Pause enorm in die Länge zog. Schließlich passierten ihm auch noch Entdeckungen wie Bernd und Hilla Becher, Hanne Darboven, Wolfgang Laib und Thomas Schütte. Jedenfalls aber starb er als einer der einflussreichsten Galeristen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, ehe er seine Künstlerkarriere wieder aufnehmen konnte.
Reduktion der Mittel
Andere, wie der kroatische Konzeptkünstler Goran Trbuljak, haben ihren Karriereknick einzig sich selbst zu verdanken: Dem blieb als Konsequenz seiner Überlegungen zur Reduktion der Mittel letztlich nur der Ausstieg aus dem Kunstschaffen.
Und nicht zuletzt sind Künstler immer wieder abgesprungen, weil ihnen dämmerte, dass die Kunst keineswegs Antworten auf alle akuten Fragen geben kann. Etwa Charlotte Posenenske, deren Metallplastiken gerade wieder entdeckt werden: "Es fällt mir schwer, mich damit abzufinden," dass Kunst nichts zu lösen vermöge, lautet der letzte Satz ihres Manifests von 1968, mit dem sie sich in Richtung Soziologie verabschiedete, um dort weiter nach Antworten zu suchen.
Moral: Das mit dem heute so aktuellen Karriereplan haut sowieso nicht hin. (DER STANDARD, Printausgabe, 25.6.2004)