Ausstellung: Fritz Schwarz-Waldegg
Das Œuvre eines Ermordeten im Jüdischen Museum
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Schwarz-Waldeggs expressionistische Darstellung der "Dalmatinischen Küste" (um 1925). Foto: Privatbesitz
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Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer
Die Ausstellung von Fritz Schwarz-Waldegg (1889 bis 1942) vereint
erstmals etwa 120 Werke – zumeist aus Privatbesitz. Der Pionier einer
zweiten Welle des Expressionismus nach 1918 war Präsident des
"Hagenbunds" und kam später von der "Kristallkunst" über Einflüsse Paul
Cézannes zum beruhigten Stil der "Neuen Sachlichkeit".
Schwarz-Waldegg reiste 1924 nach Paris, lebte zwischen Berlin und
Wien, verfolgte ethnografische Interessen im Baskenland und Spanien,
zuletzt dokumentierte er malerisch eine Fahrt nach Bosnien.
Die Bilder erweisen sich als psychologisierend, dazu wurde die Nähe
zum Kreis um Anna Freud eruiert. Anfangs symbolistisch aufgeladen, ist
seine Malerei später voll kosmischem Blau, die Themen kosmopolitisch
offen wie bei Oskar Kokoschka.
Porträts zum Überleben
Der "Mann mit Kristall" ist wohl Bildhauer Anton Hanak, auffallend
auch das Bildnis Max Reinhardts von 1925. Obwohl er im Ersten Weltkrieg
als Kriegsmaler gedient hatte und seit 1910 Katholik war, musste
Schwarz-Waldegg 1939 sein Atelier aufgeben und zu seiner Schwester
ziehen, die durch eine "Mischehe" geschützt war.
Mit einigen Porträtaufträgen hielt sich der Künstler finanziell über
Wasser. Am 31. August 1941 wurde er deportiert, nachdem er sich
erfolglos um einen Emigration nach Brasilien bemüht hatte. Sein von
Elisabeth Klamper (vom Dokumentationsarchiv des österreichischen
Widerstands) dokumentiertes Ende im Vernichtungslager Maly-Trostenez
bei Minsk war von besonderer Grausamkeit.
Das Werk in größerem Umfang dem Vergessen zu entreißen, war daher
seit 1965 Anliegen der Erben, Matthias Boeckl zog die Fäden des
verstreuten Nachlasses zusammen. Nach kleinen Präsentationen 1968 und
1975 die erste Gesamtschau eines wesentlichen Werks der
Zwischenkriegszeit mit erhellenden Beiträgen im Katalog.
Ausstellung
Fritz Schwarz-Waldegg: Maler-Reisen durchs Ich und die Welt
Matthias Boeckl, Andrea Winklbauer (Kuratoren)
Jüdisches Museum
Tel. 01/535 04 31
bis 25. April 2010
Printausgabe vom Mittwoch, 04. November 2009
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