Leopold-Museum: Diskussion um Raubkunst reißt nicht ab
Von WZ Online / APA
In der Diskussion um die Raubkunst-Vorwürfe
gegen das Leopold Museum - die derzeitige Egger-Lienz-Schau ist für die
Grünen die "wahrscheinlich größte Präsentation von Raubkunst in
Österreich seit vielen Jahren" - hat sich nun Sammler Rudolf Leopold zu
Wort gemeldet. Die Forderung des Präsidenten der Israelitischen
Kultusgemeinde, Ariel Muzicant, nach Schließung des Museum hält Leopold
für "ungeheuerlich und skandalös": "Die Zeiten, als Museen geschlossen
wurden, sind Gott sei Dank vorbei. Die Bilder, die er verdächtig
findet, waren außerdem jahrzehntelang ausgestellt - da hat er nichts
gesagt", so Leopold in der neuen Ausgabe des Nachrichtenmagazins
"profil".
"Ich habe noch nie ein Gemälde gekauft, bei dem ich einen Verdacht
hatte", meinte Leopold in der Tageszeitung "Österreich"
(Sonntag-Ausgabe). Zur Verteidigung führt er weiter an, dass "von den
14 Bildern, die in Diskussion stehen, nur eines der Stiftung gehört".
Die Provenienz dieses Bildes ("Waldinneres") ist für Leopold "eindeutig
geklärt. Die Leopold-Stiftung ist einwandfreier Eigentümer. Das Bild
wurde 1989 rechtmäßig im Tauschverfahren erworben". In "profil"
verteidigt sich Leopold auch damit, dass er das im Besitz der
Klagenfurter Landesgalerie befindliche "Egger-Lienz-Bild 'Totenopfer',
obwohl es sehr wichtig ist, nicht als Leihgabe erbeten" habe, "weil ich
wusste, dass seine Vergangenheit nicht geklärt ist".
Vielfach wird nun gefordert, das derzeit nur für Bundesmuseen
geltende Restitutionsgesetz auch auf bundesnahe Einrichtungen
auszuweiten (die Republik Österreich und die Nationalbank kauften 1994
die Sammlung Leopolds und gründeten die Stiftung, Anm.). Nach Meinung
des Anwalt Leopolds und Vorstandsmitglied der Stiftung Leopold, Andreas
Nödl, würde eine solche "Lex Leopold, komplexe verfassungsrechtliche
Problemstellungen aufwerfen, das Grundrecht auf Eigentumsschutz
durchbrechen, wäre also eine Enteignung", wie Nödl im "Kurier"
(Samstag-Ausgabe) erklärte.
Kritisch äußern sich Kulturschaffende und ehemalige Kulturpolitiker
in "profil" über Leopold: Die ehemalige Wiener Kulturstadträtin Ursula
Pasterk hält es für "skandalös", dass der Sammler nicht "jedem
fragwürdigen Bild in der Ausstellung einen ausführlichen Text über die
Provenienz beistellt". Der Schriftsteller Robert Menasse meint, es sei
"beschämend für Österreich, dass das Thema Restitution noch immer mit
so viel Widerstand diskutiert wird und die Debatte jedes Mal bei null
beginnen muss". Für den Schriftsteller Robert Schindel "bleibt einem ja
gar nichts anderes übrig, als das Museum zu schließen, bis die Fälle
geklärt sind, wenn ein Kunstsammler wie Rudolf Leopold sich als
gelernter Österreicher herausstellt, der leugnet, abstreitet, von nix
weiß und sagt, es sei eh alles in Ordnung, statt sich an die Spitze der
Auflärung zu stellen". Elfriede Jelinek hält in einem Mail an "profil"
die Causa für "widerwärtig". Es wundere sie aber nicht, "so etwas
quillt hier aus dem Boden wie ein artesischer Brunnen, quasi naturhaft."
Sonntag, 02. März 2008
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