Ein helle, luftige Leichtigkeit empfängt
den Besucher der Münchner Pinakothek der Moderne, wenn er den
Museumsneubau durch eine großflächig verglaste Loggia betritt. Das
Kuppeldach gibt den Blick zum Himmel frei, Licht flutet in den großzügigen
Rundbau, der sich nach allen Seiten öffnet. Die Rotunde, um die sich die
Ausstellungsräume mit einer Ausstellungsfläche von rund 15.000
Quadratmeter gruppieren, mutet wie ein griechischer Tempel an. Fast
majestätisch führt eine sich nach oben öffnende Treppe in den ersten
Stock, der mit einer Galerie um die Rotunde führt.
![Die Pinakothek der Moderne / ©Bild: APA](00060663-Dateien/1-gebaeude.jpe) |
Die Pinakothek der Moderne / ©Bild:
APA |
Kunstachse
Die Treppe durchschneidet den Museumsbau in einer großen Diagonalen,
die als Leitidee quasi von der Innenstadt zur Alten Pinakothek gegenüber
dem Neubau führt. Architekt Stephan Braunfels hat diese Achse zum
architektonischen Prinzip erhoben: Der Besucher gelangt aus der Münchner
Innenstadt kommend in die Pinakothek der Moderne und sein Blick fällt
automatisch auf die steinerne Ostfassade der berühmten Alten Pinakothek:
Die Moderne weist auf ihre geschichtliche Herkunft hin.
Architektur der Leichtigkeit
Neben der Treppe führt eine Glasfront in einen hellen Wintergarten mit
alten Kastanienbäumen, die Braunfels in seine Konzeption integrierte. Die
Großzügigkeit der Räume und das von den transparenten Decken einfallende
Licht gibt dem Haus einen luftig-leichten Charakter, der durch quadratisch
große Ausstellungsräume, die noch leer sind, bestärkt wird. Die Gliederung
des Museumsbaus in einzelne Abschnitte verhindert Monumentalität. Das
architektonische Spiel von quadratischen Räumen zur großen Rotunde in der
Mitte schafft Offenheit und Durchlässigkeit.
![Rotunde in der Pinakothek der Moderne](00060663-Dateien/1-rotunde.jpe) |
Rotunde in der Pinakothek der
Moderne |
Bezüge zum Umfeld
Der Neubau setzt in seinem städtebaulichen Umfeld einen Akzent
außergewöhnlicher Gestaltung, bleibt aber dem baulichen Konzept der
Prunkbauten von Ludwig I. in unmittelbarer Umgebung verwandt. Der sakral
anmutende Mittelpunkt als Rundtempel des Museums korrespondiert mit den
neoklassizistischen Bauten rund um die Propyläen am Münchner Königsplatz
mit der Glyptothek. Braunfels bringt seinen Bau mit der Rotunde, aber auch
mit dem Schinkel-Museum in Berlin in Beziehung und verweist
architektonisch auf die Uffizien in Florenz. Gleichzeitig entstehen
Assoziationen zum Guggenheim- Museum in Bilbao und der "Tate-Modern" in
London.
Begeisterter Hausherr
Der Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Reinhold
Baumstark, nennt den Neubau eine "Kathedrale des Lichts". Und in der Tat
fällt je nach Tageszeit das Licht unterschiedlich in die Räume und erzeugt
zusätzlich eine sich wandelnde Symbiose von Gebäudearchitektur und
Kunstgegenständen. Von besonderer Eindringlichkeit ist diese Beziehung,
wenn in den Abendstunden die untergehende Sonne im Westflügel Zwielicht
über die Plastik von Wilhelm Lehmbrucks "Der Gestürzte" (1915/16)
wirft.