VN Sa, 11.10.2003

Politik
Lokal
Sport
Markt
Kultur
Welt

Chronik
Leserbriefe
TV
Motor
Gesundheit
Immobilien
Karriere
Reise
Feuilleton
VN-Heimat

Anzeigen
eVN.vol.at
eVN-Offline






Kultur 

Heuschrecken und Mörder

Kunst aus Venezuela bei Bernd Smodics

Bregenz (VN-ag) Das Schaufenster erinnert an ein Reisebüro, das mit fernen Destinationen wirbt. Erst wenn man näher hinschaut, entdeckt man Fehler: eine Pistole, eine Zeitung mit der Mordstatistik und mittendrin eine Heuschrecke.

Das Schaufenster mit den erinnerungsträchtigen Details gehört zur Editionswerkstatt von Bernd Smodics in Bregenz und ist nicht mehr als die Ouvertüre zu einer kleinen Ausstellung im Inneren. Diese widmet sich unter dem großartig symbolträchtigen, fast schon literarischen Titel "Saltomontes de Caracas" ("Caracenische Heuschrecken") zeitgenössischer Kunst aus Venezuela.

Kunst als Pendel

Von langer Hand geplant, erzählt die Schau eine kleine Geschichte. An ihrem einen Ende steht Bernd Smodics, der selbst drei Jahre lang in Venezuela gelebt hat. Verkörpert er quasi den Blick von außen auf eine hierzulande wenig bekannte Kunstlandschaft, die wie ein Pendel zwischen den Konflikten im Heimatland und ihrer künstlerischen Autonomie ausschlägt, so liefern die Werke selbst (und die via Videodokumentation vorgestellten Künstler) die innere Perspektive. Die Ausstellung, die ausdrücklich nicht politisieren will (für die Künstler ist der Zustand alltäglich), zeigt Video, Skulpturen, Malerei, Grafik sowie eine Comic-Box von insgesamt fünf Künstler(inne)n.

Mit Hand und Fuß

Deren an sich völlig verschiedene künstlerische Ausdrucksformen lassen sie zu einer kleinen, verschworenen Gemeinschaft zusammenrücken, keinesfalls aber zu einem einfallenden Heuschreckenschwarm werden, wie der Titel nahe legen könnte.

Der bildhafte Titel, die Heuschrecke, lässt zwar viele Assoziationen zu, doch Initiator Bernd Smodics hat sein eigenes Bild vor Augen: einen jungen Mann, der am Strand aus einem einfachen Palmblatt mit viel Geschick ein solches Insekt herstellt. Das repräsentiert für ihn die Fähigkeit der Venezolaner, aus wenig etwas zu machen. Ein Notstand, der weder explizites Thema noch den Arbeiten anzusehen ist. So zeigt die gebürtige Israelin Lihie Talmor grafische Arbeiten, die als cinematografische Sequenzen auf Fotos basieren, der Bildhauer Gabriel Lopez ist mit "Hand und Fuß" vertreten und Jaime Ardizon mit einer schreinartigen, vieldeutigen Comic-Box in einem kubanischen Zigarrenkistchen. Der junge Maler Arcaick Lefard präsentiert neben figurativen Tafelbildern auch eine Auswahl von dichten Aktzeichnungen, während das Video von Jorge Dubuc als beinahe surrealistischer Fluchtpunkt anmutet.

Die Ausstellung "Saltomontes de Caracas - Parte 1" ist in der Bregenzer Editionswerkstatt von Bernd Smodics, Gallusstr. 12, bis 25. Oktober zu sehen, geöffnet Dienstag bis Freitag 14 bis 16.30, 20.30 bis 22, Samstag 18 bis 20 Uhr. Der zweite Teil der Schau beginnt am 30. Oktober.

Ausstellungsouvertüre im Schaufenster. (Foto: A. Grabher)




Kultur 

Zum Seitenbeginn