Metallrohre, lederüberzogene Körper und Steine sind einige der energetisch aufgeladenen Ingredienzen für Trouvés Räume.
Aus dem Lot geraten und doch im Gleichgewicht? Eine Hundertschaft kleiner Pendel hängt tief von der Decke herab. Nein. Vielmehr schwebt sie kreuz und quer durch den Raum; von einer unsichtbaren Kraft zum Stillstand gezwungen.
Tatiana Trouvé hat die physikalischen Gesetzmäßigkeiten im Zürcher Migros Museum für Gegenwartskunst außer Kraft gesetzt. Keine Magie, sondern bloß die schnöde Kraft im Boden verborgener kleiner Magnete. Trouvé unternimmt keinen auf vordergründige ästhetische Effekte ausgerichteten Ausflug in die Wissenschaft, sondern bereitet den Betrachter - sozusagen als Ouvertüre - mit einer Raumzeichnung auf Stadien der Unentschlossenheit vor: auf Zonen des Dazwischen und damit auch des Unsicheren und Uneindeutigen. Das Chaos? "Ich kenne die Form des Chaos nicht."
Bäume in Leder
Die 1968 in Cosenza in Süditalien geborene und im Senegal aufgewachsene Künstlerin baut stille, mit rätselhaften skulpturalem Mobiliar ausgestattete Räume, die sich expliziten Deutungsversuchen allerdings entziehen. Wer es eindeutig will, etwa ihre in Leder geschnürte Bäume (Art Basel Miami, 2008) mit erotischen Bondage-Fantasien statt Gedanken an mitunter einengende Stützen verbindet, der wird sich in ihren Seelenlandschaften nicht wohl fühlen - und auf halber Strecke ausgespuckt.
Fahrt aufgenommen hat Trouvés Karriere im Grand Tour-Supersommer 2007, als die Kunstkarawane sowohl in Basel als auch Venedig über ihre bizarr-schönen Werke stolperte, zum Beispiel über einen riesigen mit Vorhängeschlössern versehenen Findling, ihren ersten Polder. (Jene künstlichen, dem Meer abgetrotzten Inseln zur Landgewinnung standen für eine ganze Serie Pate.) Rasch folgte der Prix Marcel Duchamp, die französische Ausgabe des Turner-Preises. Mit ihrer Teilnahme an Daniel Birnbaums Pompidou-Schau Air de Paris und drei Einzelausstellungen (u. a. im Palais de Tokyo) wurde die heute 41-Jährige 2008 zur Senkrechtstarterin der französischen Szene. Kommenden Februar zeigt das Kunsthaus Graz ihr vielseitiges Schaffen.
Der Titel ihrer visuell leichten, aber inhaltlich dichten Zürcher Personale A Stay Between Enclosure And Space beschreibe das erste, noch imaginäre Stück beim Entwickeln einer Ausstellung, erklärt Trouvé. Inspiriert wurde sie von Entdeckungen in einem Vulkankrater auf Papua-Neuguinea:Über Jahrtausende haben sich Fauna und Flora vollkommen unabhängig zu einem autonomen System mit "metergroßen Ratten" und allerlei anderem seltsamen Getier entwickeln können. Es interessiere sie, wie sich etwas fern unseres Zugriffs entwickle: So verschwinden in Zürich aus dem Boden ragende Kabel wie nebensächlich in der Decke; schimmern Bilder außerhalb unserer Reichweite silbern in einer Raumspalte;führt eine Folge kleiner Türen scheinbar ins Unendliche oder bleibt versperrt.
Wenn jemand in diesen gebauten und gezeichneten Räumen lebe, dann sie selbst, hält die Wahl-Pariserin Trouvé fest: "Auch beim Träumen konstruierst du Räume."
Der Traum scheint einer von vielen Schlüsseln zu ihrem stummen Werk zu sein. Albträume? "Ich mache keinen Unterschied zwischen bösen und guten Träumen" . Sie seien beide hausgemacht. Was mich interessiert, ist die Struktur des Traums, der häufig materielle Dinge immateriell werden lässt; oder Festes flüssig. "Der Traum ist die Black Box unseres Lebens. Er speichert das Unbewusste, was wir nicht hören wollen." (Anne Katrin Feßler aus Zürich/DER STANDARD, Printausgabe, 25. 11. 2009)
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