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Quer durch Galerien

Im Tal der Plastiksackerln

Von Claudia Aigner

300 Jahre Wiener Zeitung!Ja, schon das alte Ägypten war eine Hochkultur des Verpackens und Einwickelns (zumindest von Pharaonen, Krokodilen und Katzen). Wären die alten Ägypter freilich in die Mysterien und in die dekadent perversen Praktiken unserer Verpackungsgesellschaft eingeweiht gewesen, wo jeder gelobt zu verpacken, das Verpackte nochmals zu verpacken und nichts als zu verpacken, so wahr ihm das Plastik helfe und so wahr ihm der Pappendeckel helfe, also hätten die alten Ägypter bereits gekannt, was wir zum Beispiel gern mit unseren verderblichen Lebensmitteln machen . . .
. . . dann wäre Tutenchamun in seinem Sarkophag womöglich ganz profan in Frischhaltefolie vakuumverpackt gewesen, vollgepumpt mit Konservierungsstoffen. Und seine separat (quasi für die Vorratskammer der Ewigkeit) aufbewahrten Innereien in den Kanopen sähen jeweils aus wie ein 3.000 Jahre altes, in Plastik eingeschweißtes Stück Leberkäse. Krass gesagt wäre Tutenchamun dann notgedrungen eine Fleischkonserve (mindestens haltbar bis Howard Carter). Na ja, eigentlich ist er das auch so schon.
Apropos Plastik: "Sac de plastique." Die Ausstellung mit diesem exotisch lapidaren Titel (bis 16. Jänner in der IG Bildende Kunst, Gumpendorfer Straße 10-12) huldigt dem allzeit bereiten Polyethylen und seinen Geschwistern. Ganze Regale sind da voll mit so etwas wie "Konsummumien". Weil Franck David Alltagsprodukte unkonsumierbar gemacht, nämlich blickdicht und hauteng in Plastikhüllen hineingeschweißt hat. (Vielleicht keine ganz neue Idee, aber noch immer wirkungsvoll.) Nunmehr sind sie bizarre Dinge, was den Verdacht erhärtet, dass Konsumgüter im Kern surreale Gegenstände sind.
Und die leere, körperbetonte Klarsichtverpackung eines Kinderspielzeugs, in der die Luft die Form eines Schießeisens hat (in der folglich nach dem Auspacken der Spielzeugwaffe eine Phantompistole zurückgeblieben ist), hat Robert F. Hammerstiel fotografisch auf albtraumhafte, geradezu bewusstseinserweiternde Größe aufgeblasen. Irgendwo läuft da draußen jetzt ein Kind herum und spielt Amoklaufen oder Sheriff oder amoklaufender Sheriff, ein beliebtes Kinderspiel, das heißen könnte: "Ich hüte die Gesetze wie der Fleischhauer die Schafe." Mein absolutes Lieblingsstück: Andreas Kristofs beinhart ironischer "Jugokoffer" (auch wenn dieser Terminus fürs Einkaufssackerl politisch nicht korrekt ist, aber soll man sagen: "Slowenenkoffer", "Restjugokoffer", pardon: "Serben-und-Montenegriner-Koffer" - da kommt man nur noch mehr in die diplomatische Bredouille). Hier ist er zur Touristengrundausstattung geworden: Ein Sackerl mit Reiseführer für Slowenien, Ansichtskarten und einem Lutscher, den sonst die Slowenisch sprechende Zunge umschmeichelt.
Positivst überrascht hat mich Peter Pommerer (bis 17. Jänner beim Janda, Eschenbachgasse 11). Mit seinen bunten, malerisch-zeichnerischen Bildwelten kann ich mich zwar immer noch nicht so recht anfreunden (sie sind mir zu naiv dekorativ, manchmal hart an der Grenze zur Infantilität). Seine grafisch gesprayte, kindlich verspielte Schablonenwelt auf Papier, wo er die Geometrie zum Tanzen bringt, die sich dann zu Zauberern oder Zopferlmädeln formiert, ist formal höchst gelungen und schlichtweg schön.

Erschienen am: 02.01.2004

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