Ein Projekt mit, um und über Reinsberg


Sozusagen Land-Art der anderen Art verfolgen die KünstlerInnen Iris Andraschek und Hubert Lobnig mit ihrem Projekt "Gemeinsame Sache". Nach ihrer Initiative Tigerpark, der aktiven Belebung eines Parks im 8. Wiener Gemeindebezirk als Kommunikationsort, wählten sie diesen Sommer ein Dorf im Mostviertel als Tätigkeitsfeld.

Die KünstlerInnen
Die KünstlerInnen

Mit fünf weiteren KünstlerInnen - Leo Kandl, Johann Moser, Constanze Schweiger, Rudolf Weidenauer und Moira Zoitl - haben sie sich vorübergehend in Reinsberg nahe Scheibbs niedergelassen und sich mit der dörflichen Struktur auseinandergesetzt. Dabei gehen sie nicht von einem Landschafts- oder historischen Begriff aus, sondern vom gegenwärtigen öffentlichen Leben im Ort.

Team Work(s)

Der Titel "Gemeinsame Sache" spielt auf die vielen kommunalen Aktivitäten (die civil Society lässt grüßen) der Reinsberger in Sachen Ruinenbau, Bio-Bauernring, Theater, Dorfmusik, Feuerwehr etc. an. Aber er greift auch die Zweischneidigkeit der Teilhabe oder Nichtteilhabe an derartigen Gemeinschaften zwischen Konspiration und Kooperation auf. "Gemeinsame Sache" machen schließlich die beteiligten Künstler mit der Bevölkerung bei der Entstehung ihrer Arbeiten.

Entering the Scene

Voraussetzung für eine derartige Zusammenarbeit war ein langsames Einschleusen der sieben Ortsfremden in die Dorfgemeinschaft. Als erster Schritt wurde das unmittelbar neben der Kirche gelegene, seit rund 10 Jahren leerstehende Kaufhaus Gruber leergeräumt, gelb ausgemalt und spartanisch möbliert.

Das Büro
Das Büro "Gemeinsame Sache"

Der Raum dient als Zentrale für die KünstlerInnen, als Basisstation und Arbeitsort, aber auch als Präsentationsmöglichkeit nach außen. Die großen Schaufenster geben den Blick auf das Geschehen im Inneren frei, während sie gleichzeitig Objekte von Constanze Schweiger beherbergen, ihre Funktion als Auslage also in doppelter Hinsicht erfüllen.

Yes, we're open

Die Besetzung des Kaufhauses sollte Interesse wecken und Schwellenängste mindern. Der ehemals intensiv genutzte, halb öffentliche Kommunikationsort "Greißler" wurde damit reaktiviert - analog zu der jahrhundertelang ihrer Funktion beraubten Burgruine, die seit kurzem als Veranstaltungsforum wieder auflebt. Gleichzeitig tätigte man Schritte nach außen, besuchte Gasthäuser und Bauernhöfe, kam mit den Leuten ins Gespräch.

Reden, reden, reden

Das, was auf den ersten Blick als Schwäche angesehen werden könnte, dass nämlich vorerst keine konkreten, sichtbaren Dinge produziert bzw. bearbeitet werden, stellt sich als Stärke heraus. Die KünstlerInnen implementieren sich in die Dorfgemeinschaft durch das Reden mit den Bewohnern. Die prozesshafte, reflexive Vorgangsweise bestimmt sie eher als Beobachter, denn als Akteure. Im Vordergrund steht dabei die Frage: Wie funktionieren bestimmte Dinge in einem sozialen Gefüge?

Parcours im Ort

Konsequenterweise gibt es auch kein fixes Endprodukt, sondern unterschiedliche "Materialisierungen" - Videos, Fotos, Texte, Aktionen, - die zum Großteil nur einmal gezeigt werden. Gelegenheit zur Besichtigung mit umfangreichem Rahmenprogramm gibt es am Wochenende vom 9. auf den 10. Oktober 1999 in Reinsberg. An mehreren Orten im Dorf, die für das Projekt selbst wichtig waren, werden Arbeiten zu sehen sein, beispielsweise ein Fotokrimi um vergiftete Nahrungsmittel, die Travestie eines Künstlers als Feuerwehrmann, Kirchgänger und Dorfmusiker, Bilder, Filme und Zeugnisse, die die Reinsberger in ihren Häusern und bei der Arbeit zum Thema haben.

Programm

Präsentationswochenende "Gemeinsame Sache" 9./10. Oktober 1999

Samstag, 9. Oktober 1999:
16 Uhr Eröffnung auf dem Kirchplatz in Reinsberg mit Buffet und Musik, danach Begehung der Kunstwerke an verschiedenen Stellen im Ort.
Ab 19.30 Uhr Fest bei Hechals Mostheurigen (Familie Frühwald), Höhenberg, Schaitten 16

Sonntag, 10. Oktober 1999:
ab 11 Uhr Frühschoppen und Kegeln bei Familie Daurer auf dem Bio-Bauernhof Hochschlag, Buchberg 29.

Samstag ab 16 Uhr und Sonntag von 10 bis 18 Uhr sind alle KünstlerInnen anwesend.

Shuttle-Bus: Abfahrt Samstag 14 Uhr vor dem Wiener Burgtheater nach Reinsberg,
Rückfahrt Samtag 22 Uhr von Reinsberg nach Wien.

Übernachtungsmöglichkeiten: Zimmerreservierung unter Tel. 7487 7180 oder mit Schlafsack.

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