Martina Kresta Künstlerin
Martin Behr Sie ist 34 Jahre alt, in der oststeirischen Stadt Weiz geboren und lebt als „freischaffende, konzeptionelle Zeichnerin“ seit rund 15 Jahren in Wien: Martina Kresta. Die Absolventin der Wiener Kunstschule beschäftigt sich in ihrer Arbeit großteils mit den Möglichkeiten einer Aufzeichnung von Zeit. Dabei arbeitet sie mit enormer Konsequenz, führt auf großformatigen Zeichenblättern stets eine einzige Linie kreisförmig weiter. Bei ihren strengen „Aufzeichnungen“ – so der Titel ihrer gegenwärtigen Ausstellung im Studio der Neuen Galerie in Graz – verwendet sie entweder schwarze Tusche oder auch Eigenblut.
Martina Kresta arbeitet bis zu 12 Stunden täglich an ihren Kreisformen, die zudem einen performativen Charakter haben. „Der Versuch, Zeit und deren gegenwärtig wirkende Autonomie aufzuzeichnen, manifestiert sich in der spiralförmig geführten Linie jedes Blattes“, erklärt die Künstlerin, die seit 1998 an dieser Werkserie arbeitet. Arbeitet sie mit unverdünntem Eigenblut, werden auch Fliegen angezogen. Diese beginnen, so die Künstlerin, an den „frischesten Stellen“ zu saugen. Im Studio der Neuen Galerie präsentiert Kresta neben ihren Blättern auch eine Sammlung von aufgespießten Zeichenfedern und Fliegen.
Die feingliedrigen, fragil gezeichneten Kreisformen sind von Flecken, Wischern, Knitterstellen oder Rissen im Papier umgeben. „Diese Werkspuren zeugen von der Handlung, verdeutlichen die Prozesshaftigkeit des Kunstwerks“, erklärt der Kurator Günther Holler-Schuster. Kresta braucht für ein Blatt einen Monat, ein Jahr besteht aus zwölf Blättern: ein ungewöhnlicher Kunstkalender.