Guter Boden für die Druckgrafik
Kunst. Von 33 Künstlern erhielt Iris Andraschek das erste Hradil-Stipendium. Im Traklhaus arbeitete die Wiener Künstlerin an einem Tabuthema.
KARL HARB SALZBURG (SN). Der Maler und Grafiker, Zeichner und ingeniöse Aquarellist Rudolf Hradil (1925–2007) zählt auch über seinen Tod hinaus zu den prägenden Gestalten der Salzburger Kunstgeschichte. Seine handwerkliche Meisterschaft in allen Gattungen, sein genau fokussierender Blick auf Landschafts- oder Städtemotive, von seinem geliebten Venedig bis New York, die er dann atmosphärisch unverwechselbar in seine Kunst „übersetzte“, seine souverän gestaltende Technik sind unverkennbar.
Dass nun auf Anregung seiner Witwe, Gundl Hradil, ein Stipendium für Künstler, die sich mit Druckgrafik auseinandersetzen, Rudolf Hradils Namen trägt, ist eine durchaus folgerichtige Hommage. Denn Hradil, der in seinem Haus und Atelier in Morzg selbst eine Druckwerkstatt hatte, schuf zeit seines Lebens rund 800 Tiefdrucke, Radierungen, Lithografien und Monotypien.
Die Dotation des Stipendiums von 5000 Euro wird vom Erste Salzburger Sparkassen Kulturfonds getragen. Es wird alle zwei Jahre vergeben. In der renommierten Grafischen Werkstatt im Traklhaus öffnen sich für den von einer Jury ausgewählten Stipendiaten – im Fall des ersten Hradil-Preises ist es eine Stipendiatin: Iris Andraschek – die Möglichkeiten, Ideen in konkrete Arbeiten zu überführen. 33 hochkarätige Einreichungen von Künstlerinnen und Künstlern aus neun Ländern hatte die Jury zu begutachten.
Iris Andraschek arbeitet auf vielen Feldern (Fotografien, Objekte, Installationen), wurzelt aber speziell in der Zeichnung und seit ihrem Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien in der Druckgrafik. Sie besitzt auch eine eigene Radierpresse.
Zwei Monate lang hat die Künstlerin, der das Stipendium von einer Jury (Kunsthistoriker Matthias Boeckl, Maler und Grafiker Gunter Damisch und Antonia Hoerschelmann, Kuratorin der Albertina) einstimmig zuerkannt wurde, intensiv in Salzburg gearbeitet. Sie hat, wie es in einer Beschreibung der Galerie im Traklhaus heißt, „mit Lithografie begonnen und anschließend eine Radierung mit Prägedruck auf diese Blätter gedruckt“.
Entstanden ist eine Serie mit dem Titel „30 reasons girls should call it a night“. Nach Vorlagen auch aus dem Internet hat Iris Andraschek Köpfe betrunkener Frauen auf die Steine gezeichnet und gedruckt; mit der Radierung kamen dann Textpartikel dazu. Hintergrund dieser Arbeiten ist die Geschlechterdiskriminierung, „da betrunkene Frauen in der Gesellschaft viel negativer betrachtet werden als betrunkene junge Männer“: nach wie vor ein Tabuthema.
Die Werkserie von Iris Andraschek wird ab 14. Jänner in der Galerie im Traklhaus zu sehen sein. Das Thema der Gemeinschaftsausstellung ist „Schwerpunkt Druckgrafik“. Es ermöglicht so auch die Präsentation weiterer Preisträger: des Soucek-Preisträgers 2010, Rudolf Schönwald, und der Soucek-Stipendiaten Fabian Fink, Stefan Heizinger und Horst Steinacher.