Das Ende des Kulturhauptstadtjahres zeichnet sich ab, doch vom Ausdünnen des Programms kann zumindest hinsichtlich der Ausstellungen keine Rede sein. In Linz werden noch alle großen Museen und das Haus der Geschichten am Pfarrplatz bespielt, in Wels hat man erst jüngst eine Schau eröffnet: European Eyes On Japan versammelt Fotografien, die ein Japan abseits der Metropolen zeigen. Bereits seit 1999 werden europäische Künstler eingeladen, um den japanischen Alltag in den Provinz-Präfekturen unter die Lupe zu nehmen. Im Welser Medienkulturhaus präsentiert man derzeit die 11. Auflage des Projekts mit Arbeiten dreier Fotografen aus Österreich, Deutschland und Litauen.
Die Fotografie nimmt auch eine dominierende Rolle in der Bibliothek der geretteten Erinnerungen ein. Inmitten des regulären Betriebs im Wissensturm platzierte man die größte Ausstellung zur jüdischen Familiengeschichte in Mitteleuropa. Das Fotomaterial dafür trug Centropa, das Forschungs- und Dokumentationszentrum für jüdisches Leben in Zentral- und Osteuropa, im Rahmen einer siebenjährigen Reihe von Interviews mit der älteren jüdischen Generation zusammen.
Mit der jüngeren Geschichte der Kunst in Linz beschäftigt man sich
in der Landesgalerie. Der "Fall" Forum Design zeichnet die Entstehung,
Rezeption und Skandalisierung des Großprojekts von 1980 anhand einer
breiten Faktensammlung nach und dokumentiert damit das sich wandelnde
Selbstverständnis der Stadt. Wie man sich heute sieht, zeigt man im
Haus der Geschichten, das zum Abschluss kursorisch vom Kulturjahr 2009
erzählt. Artefakte, Kostüme und Objekte aus Linz-09-Produktionen
ergeben eine haptische Rückschau auf das Programm.
Sound schauen gehen
Aktuell zu besichtigen sind darüber hinaus noch einige größere Schauen. Das grüne Band Europas schlängelt sich als Dokumentation von Fauna und Flora entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs bis in den Jänner hinein durchs Linzer Schlossmuseum. Ebenso lange dreht sich im Lentos noch alles um die audiovisuelle Kunst, der die umfangreiche Ausstellung See This Sound entwicklungshistorisch nachspürt. Hörerziehung betreibt man im Linzer Akustikon, das der Stadt als Labor und Ausstellungsfläche für bewusstes Hören über das Kulturhauptstadtjahr hinaus erhalten bleibt.
Das gilt auch für das erweiterte Ars Electronica Center, in dem man derzeit neuen Bildern vom Menschen ebenso nachspürt wie - in der Nachfolge des Großprojekts 80+1 - globalen Entwicklungen des Zusammenlebens. (wo / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6.11.2009)