21. September 2009 - 00:04 Uhr · Von Roman Kloibhofer · Kommentar

Kultur-Politik

Die einen sprechen von „Skandal“, die anderen von „Zensur“, der Künstler selbst zeigt sich nachdenklich und enttäuscht. Die umstrittene Ausstellung im Volkskundehaus Ried mit Fotografien von Michael Sardelic (siehe Bericht nebenan) hat eine Grundsatzdiskussion über Kunst im öffentlichen Raum entfacht. Ist es Besuchern des Museums – und somit auch Kindern und Jugendlichen – zumutbar, nackte Frauen mit entblößten Genitalien in provokanter Pose zu sehen? Ja, sagt der Künstler. Mit dieser Meinung steht er nicht alleine da. Was an Sex und Gewalt in jedem mittelmäßigen Action-Film (auch für Kinder) zu sehen ist, übertrifft das Maß an Sexualität, das in den – mittlerweile entfernten – Bildern dargestellt wird, mit Sicherheit. Dieses Argument ist zumindest fragwürdig. Der Zeitpunkt dieser kulturpolitischen Debatte ist ein interessanter: Zehn Tage vor der Wahl werden politisches Kalkül und diplomatisches Gespür auf eine harte Probe gestellt. Was herauskam, ist nicht befriedigend: Der Kompromiss einer Teil-Ausstellung ist schal. Es bleibt ein Schaden – auf beiden Seiten.

Quelle: OÖNachrichten Zeitung
Artikel: http://www.nachrichten.at/nachrichten/meinung/kommentar/Kommentar;art13612,262296
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