Galerien live
Schwein oder Latein?
(cai) Das Menetekel, das beim Hilger an der Wand steht, muss ziemlich
frisch sein. Da hängt ja noch der Stift dran. (Das ist ungefähr so, wie
wenn vor einem Graffito noch alleweil die Spraydose schweben tät’,
obwohl der Sprayer längst das Weite gesucht hat.) Eine düstere,
unheilvolle Prophezeiung: "AGAB." Äh, was soll denn das, bittschön,
heißen?
Wahrscheinlich irgendwas Schweinisches oder Lateinisches: "Aut G.,
aut B." eventuell. Auf Deutsch: Entweder Gandhi oder Barbie. Nein, ich
hab’s: Andersrum muss man das lesen! Als würd’ mich einer als
"Hukedölb" beschimpfen. "Baga"? Hm. Da fehlt doch noch das "ge" am
Schluss. Ach, ich geb’s auf. Ohne Schrift geht beim Andreas Leikauf
jedenfalls nix. Am liebsten schreibt er seine schnittigen Parolen
("Ignoriere die Maschine") oder unspektakulären Banalitäten ("Sie sind
nicht zu Hause") auf flüssig hingepinselte Bilder, die oft
zeitschriftentypische Motive (Models etwa) verherrlichen und den
Betrachter nicht mit zu vielen Farben überfordern. Eine ordentliche Farbe ist ja wirklich genug. (Wer mehr will, soll gefälligst ein gemischtes Eis essen!)
Der Leikauf macht es sich vielleicht ein bissl einfach. Unterhaltsam
sind die Sachen trotzdem. (Ein paar.) "Mehr Berge, bitte!" Klingt ja
wie eine Bestellung beim Geografen (bei einem, der nicht nur feig
herumtheoretisiert, also beim Landschaftsgärtner), uns die Sicht zum
Mittelmeer noch mehr zu verstellen. Inzwischen hat mich
eine Eingeweihte über das ominöse "AGAB" aufgeklärt. Ist ein Akronym.
Wusst’ ich’s doch: Anti-Globalisierungs-Anarcho-Bub. Nein, eigentlich:
"All Gallerists Are Bastards." (Und der Hilger ist offenbar ein
Masochist, weil er sich das bieten lässt.)
Hilger Contemporary
(Dorotheergasse 5)
Andreas Leikauf
Bis 25. September
Di. – Fr.: 10 – 18 Uhr
Sa.: 10 – 16 Uhr
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Rambo flambiert wieder
(cai)Bequem sind die Sessel von der Hertha Seyrl ja nicht unbedingt.
Womöglich kriegt man von denen einen roten Hintern und bei übermäßigem
Gebrauch sogar eine Hämorrhoide! (Na ja, herkömmliche "Gesäßhalter"
sind oft eh zu weich. Regelrechte A-Kriecher.) Das da sind
Charakterstühle. Einer ist gar struppig wie der Struwwelpeter (der
Proto-Hippie, 124 Jahre vor Woodstock). Und die meisten sind ungeniert
mit Klimbim garniert. (Wer keinen Kitsch daheim hat, werfe das erste
Porzellan-Engerl!) Reinhard Hanke raubt uns dagegen alle Illusionen.
Dass wir nämlich jemals den Zahlen entkommen könnten. (Mein Blutdruck
ist übrigens grad 128 zu 86 – oh, muss an den Koffeinzuckerln liegen.)
Seltsamerweise sind die Blätter weder fad noch gnadenlos mathematisch.
Hier ist einer hin und her gerissen zwischen dem kalligrafischen
Porträtieren der Ziffern und dem naiven Kritzeln. Und wenn er mit dem
Schweißbrenner strenggeometrische Acrylglasobjekte "flambiert" und den
mythischen Kampf "Kalkül gegen Tobsucht" ausficht, lässt er den
"inneren Rambo" raus. Rrrrr!
Galerie Marschalek
(Amerlingstraße 17)
H. Seyrl und R. Hanke
Bis 11. Oktober
Di. – Fr.: 11 – 18 Uhr
Sa.: 11 – 15 Uhr
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Vohehifi? Natürlich!
(cai)Vokuhila, das ist das, was der MacGyver hat. (Die
Vorne-kurz-hinten-lang-Frisur.) Und Vohehifi? So was hat der Zhang Ding
gebastelt. (Vorne hell, hinten finster.) Die sanft im Schatten
versickernde Installation dürfte ein Simulator sein, mit dem man die
korrekte Betrachtung von Landschaft üben kann. Man besteigt eine Rampe,
während Ventilatoren naturnah blasen, und schmachtet eine improvisierte
Kulisse an (wild verteilte Naturfotos auf Stellwänden). Wie ein
romantisch veranlagter Hund einen Laternenpfahl. Und fühlt sich dabei
wie Caspar David Friedrichs Wanderer über dem Nebelmeer. (Nur um eins
klarzustellen: Der pinkelt nicht ins Nebelmeer.) Raffiniert.
Krinzinger Projekte
(Schottenfeldgasse 45)
Zhang Ding: "Wind"
Bis 27. September
Mi. – Fr.: 15 – 19 Uhr
Sa.: 11 – 14 Uhr
Mittwoch, 17. September 2008
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