OÖNachrichten
http://www.nachrichten.at/kultur/557154
FESTIVAL DER REGIONEN: Start am 23. Juni
Flucht und Rückzug
Wenn sich die Windischgarstner ohne größeren Widerstand einen riesigen Betonbrückenpfeiler mitten in das Ortszentrum pflanzen lassen, dann muss wohl eine entsprechende Motivation dahinterstecken.

"Fluchtwege und Sackgassen - Räume und Wege des Heute", so lautet die achte Auflage des Festivals der Regionen. Dieses Jahr findet das mittlerweile international beachtete Festival seinen Weg in den Bezirk Kirchdorf an der Krems. Entlang der Pyhrnautobahn zwischen Schlierbach, Kirchdorf, Micheldorf, Klaus, St. Pankraz und eben Windischgarsten warten 37 Stationen und Projekte auf Interessierte.

Eine Region wird zur Bühne

Die Motivation hinter der Betonskulptur ist also das Renommee, das mit dem Festival einhergeht. Das Konzept, eine ganze Region zur Bühne und deren Bewohner zu Darstellern zu machen, ist wiederum ein wesentlicher Grund für das Renommee. Immer spielt dabei auch der Außenblick eine Rolle. Künstler von außerhalb widmen sich aktuellen Fragen - außerhalb urbaner Zentren.

Im Fall von "Fluchtwege und Sackgassen" kreisen die aktuellen Fragen um die Themen jüngere Vergangenheit, Migration, Mobilität, Fortschritt und Rückzug. Der Schwerpunkt ergibt sich aus der Region: Der Bezirk Kirchdorf war immer schon sowohl Erholungs- als auch Durchzugsgebiet.

Eine Station ist etwa das rekonstruierte afrikanische Flüchtlingsboot Christoph Draegers in Schlierbach, das die Hoffnungen hunderter Afrikaner an den Strand von Teneriffa trug. Oder "Furchtbare Wege": Unmittelbar vor Ende des Zweiten Weltkrieges wurden noch hunderte ungarische jüdische Zwangsarbeiter direkt durch die Orte der Festival-region in das KZ Mauthausen getrieben. Viele wurden ermordet und am Wegrand verscharrt. Wolfram P. macht diesen Weg wieder sichtbar. Dies sind nur zwei von 37 Stationen.

Eröffnet wird das Festival mit einem Rundgang am 23. Juni, 12 Uhr im Stift Schlierbach. Bis zum Ende am 8. Juli sind die Schauplätze täglich zwischen 11 und 19 Uhr für die Besucher kostenlos zugänglich. Ebenfalls kostenlos sind die Shuttlebusse am Eröffnungstag und an den Wochenenden. Das Festival ist generell mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar. Festivalleiter Martin Fritz empfiehlt Besuchern, sich zwei Tage Zeit zu nehmen. In diesem Zeitraum sollten sich die meisten Stationen ausgehen. Das genaue Programm ist unter www.fdr.at abrufbar. (dome)

OÖnachrichten vom 06.06.2007
 
   



© Wimmer Medien / OÖNachrichten
Alle Rechte vorbehalten.
Nutzung ausschließlich für den privaten Eigenbedarf.
zurück