| FESTIVAL DER REGIONEN: Start am 23. Juni | |
Flucht und Rückzug |
Wenn sich die Windischgarstner ohne größeren Widerstand einen riesigen
Betonbrückenpfeiler mitten in das Ortszentrum pflanzen lassen, dann
muss wohl eine entsprechende Motivation dahinterstecken.
"Fluchtwege
und Sackgassen - Räume und Wege des Heute", so lautet die achte Auflage
des Festivals der Regionen. Dieses Jahr findet das mittlerweile
international beachtete Festival seinen Weg in den Bezirk Kirchdorf an
der Krems. Entlang der Pyhrnautobahn zwischen Schlierbach, Kirchdorf,
Micheldorf, Klaus, St. Pankraz und eben Windischgarsten warten 37
Stationen und Projekte auf Interessierte.
Eine Region wird zur Bühne
Die
Motivation hinter der Betonskulptur ist also das Renommee, das mit dem
Festival einhergeht. Das Konzept, eine ganze Region zur Bühne und deren
Bewohner zu Darstellern zu machen, ist wiederum ein wesentlicher Grund
für das Renommee. Immer spielt dabei auch der Außenblick eine Rolle.
Künstler von außerhalb widmen sich aktuellen Fragen - außerhalb urbaner
Zentren.
Im Fall von "Fluchtwege und Sackgassen" kreisen die
aktuellen Fragen um die Themen jüngere Vergangenheit, Migration,
Mobilität, Fortschritt und Rückzug. Der Schwerpunkt ergibt sich aus der
Region: Der Bezirk Kirchdorf war immer schon sowohl Erholungs- als auch
Durchzugsgebiet.
Eine Station ist etwa das rekonstruierte
afrikanische Flüchtlingsboot Christoph Draegers in Schlierbach, das die
Hoffnungen hunderter Afrikaner an den Strand von Teneriffa trug. Oder
"Furchtbare Wege": Unmittelbar vor Ende des Zweiten Weltkrieges wurden
noch hunderte ungarische jüdische Zwangsarbeiter direkt durch die Orte
der Festival-region in das KZ Mauthausen getrieben. Viele wurden
ermordet und am Wegrand verscharrt. Wolfram P. macht diesen Weg wieder
sichtbar. Dies sind nur zwei von 37 Stationen.
Eröffnet wird das
Festival mit einem Rundgang am 23. Juni, 12 Uhr im Stift Schlierbach.
Bis zum Ende am 8. Juli sind die Schauplätze täglich zwischen 11 und 19
Uhr für die Besucher kostenlos zugänglich. Ebenfalls kostenlos sind die
Shuttlebusse am Eröffnungstag und an den Wochenenden. Das Festival ist
generell mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar.
Festivalleiter Martin Fritz empfiehlt Besuchern, sich zwei Tage Zeit zu
nehmen. In diesem Zeitraum sollten sich die meisten Stationen ausgehen.
Das genaue Programm ist unter www.fdr.at abrufbar. (dome)
vom 06.06.2007 | |
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