Salzburger Nachrichten am 21. Oktober 2006 - Bereich: Kultur
Kunst für den Euro

Die Europäische Zentralbank EZB veranstaltet in Frankfurt am Main, der Hauptstadt des Euro, Österreichische Kulturtage mit Musik, Film, Literatur und Ausstellungen.

ERNST P. STROBLFRANKFURT Am MAIN (SN). Das Eröffnungskonzert am Mittwoch in der Alten Oper Frankfurt kam beim Publikum bestens an. Speziell eine zugegebene Polka schnell von Johann Strauß zündete wie geplant. Ähnlich wie das aufspielende Attersee Institute Orchestra eine Mischung aus jungen Musikern und gestandenen Wiener Philharmonikern ist, mischten sich im Saal die Chefs der Zentralbanken aus 27 EU-Mitgliedsländern "unters Volk". Jean-Claude Trichet, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), und Klaus Liebscher, Gouverneur der Österreichischen Nationalbank (OeNB), stellten in ihren Ansprachen die Österreichischen Kulturwochen vor, bei denen sich bis 14. November - also vier Wochen lang - die Exponenten der österreichischen Szene in der Finanzmetropole am Main präsentieren können. Die Kosten werden zwischen EZB und OeNB schwesterlich geteilt.

Bei der dritten Länderpräsentation - nach Ungarn und Polen, 2007 wird es Griechenland sein - darf Österreich in Frankfurt, dem Sitz der EZB und somit der Hauptstadt des Euro, zeigen, was es kulturell zu bieten hat. Wenn auch das Eröffnungskonzert leicht unter der selbstdarstellerischen Überkapazität litt, mit der sich der Dirigent Sascha Goetzel an Schubert, Mozart und Beethovens "Fünfter" abtanzte, die Herzen öffnete die Musik allemal. Till Fellner als Solist in Mozarts Es-Dur-Klavierkonzert KV 482 tat dies bescheiden, virtuos, aber zielführend. Unter den musikalischen Vertretern, welche in den kommenden vier Wochen Frankfurt besuchen, sind Rudolf Buchbinder mit der Camerata Salzburg und das Wiener Johann Strauß Orchester hervorzuheben. Das Artis Quartett sowie Julian Rachlin werden auf Luxusgeräten aus der Instrumentensammlung der Österreichischen Nationalbank spielen.

Die österreichische Literatur vertreten Franz Schuh, Arno Geiger und Christoph Ransmayr, allesamt mit deutschen Literaturpreisen ausgestattet und nicht unbekannt. Im Frankfurter "Römer" wird eine Buchwoche abgehalten. Chris Haring vertritt die junge Choreografenszene mit seinem Tanztheater, jedermann kann selbst mittanzen beim "Wiener Ball", der heute, Samstag, im Steigenberger über die Bühne geht. Der österreichische Film kommt in allen Sparten vor, vom abendfüllenden Streifen wie Hanekes "Klavierspielerin" oder einer Wolf-Haas-Kriminacht bis zum experimentellen Film. In der EZB ist eine Ausstellung mit Werken aus der Kunstsammlung der Österreichischen Nationalbank zu sehen, von Max Weiler über Eduard Angeli bis zu Bertram Hasenauer. Im Liebieghaus - neuerdings dem Reich von Max Hollein (Schirn-Kunsthalle und Staedel Museum) zugeschlagen - wird eine exquisite Schau den "Charakterköpfen" von Franz Xaver Messerschmidt ausgerichtet.

An wen sich die Österreichische Kulturwoche richtet? EZB-Präsident Jean-Claude Trichet sagte in einem Pressegespräch, dass damit - neben dem Frankfurter Publikum mit vielen Auslandsösterreichern - auch die EZB-Mitarbeiter angesprochen werden sollten, um das "farbenfrohe" Bild der österreichischen Kultur kennen zu lernen.Information: www.ecb.int/kulturtage