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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
15. Dezember 2004
20:46 MEZ
Von Gerhard Charles Rump, Kunstmarkt-Redakteur der Tageszeitung "Die Welt"

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artbasel.com
 
Foto: Galerie Meyer Kainer
Für 80.000 schon vor der Eröffnung weggegangen: "Operation Lila" der Gruppe Gelatin

Die Schweiz in Miami
Ein weiterer Kunstgroßmarkt: Die dritte Art Basel Miami Beach hat die hoch gesteckten Erwartungen übertroffen

Die dritte Ausgabe der Kunstmesse Art Basel Miami Beach, sie fand vom 2. bis zum 5. Dezember statt, wurde mit Spannung erwartet und hat alle vorigen übertroffen. Sie ist nun als wichtigste Messe für Moderne und Zeitgenossen der USA etabliert.


Eine neue Messe in den USA zu veranstalten und diese mit dem Ruhm der führenden Veranstaltung dieser Art, der Art Basel, zu versehen kann als genialster Coup der Geschichte der Kunstmessen gelten.

Nach der dritten Ausgabe der Art Basel Miami Beach weiß man nun, dass man gesiegt hat: Die Art Basel Miami Beach ist mit 190 Ausstellern die größte und auch wichtigste Kunstmesse in den Vereinigten Staaten.

Der Standortvorteil Florida (gutes Wetter, gute Laune) ist auch kaum zu überbieten. So waren alle in Champagnerlaune: die Sponsoren (UBS, Bulgari, BMW), die Aussteller (mit starker Österreich-Fraktion), die Sammler (diesmal weniger Europäer, dafür kamen 1000 (!) US-Museumsleute). Die Amerikaner haben keinen Igel in der Tasche - geradezu fröhlich zückt man dort die Scheckbücher, und das bis zur letzten Minute:

Michael Schultz (Berlin), der u. a. zwei Bilder der Baselitz-Schülerin SEO an Museen (Belgien und USA) verkaufen konnte, fand noch während des Abbaus einen Sammler für eine vierteilige Arbeit von Stefan Kaluza (40.000 Dollar). Auch im Bereich der Klassischen Moderne kauften Museen - so bei Gmurzynska (Köln und Zug/Schweiz) ein Hauptwerk von David Hockney: The Room, 1967, wohl um drei Millionen Dollar.

Gelatin, Schneekugeln und Toxic Titties

Die heimischen Galerien waren sehr präsent und machten den Beitrag Österreichs zur internationalen Kunstszene deutlich. Meyer Kainer (Wien) waren nur mit einer Operations- plus Pathologiesaal-Installation in Pink der Gruppe Gelatin angereist.

Zack, weg - für 80.000 Dollar gleich am Tag vor der offiziellen Eröffnung, der nur geladenen Gästen offen steht. So konnte sich ein französischer Sammler in aller Ruhe bedienen.

Wie überhaupt die Art Basel Miami Beach keine typische Malerei-Messe ist: Hier gibt es viel Fotografie, Video, Installationen und diverse Objekte im Angebot. Wie zum Beispiel die Schneekugeln mit seltsamen Winterszenen des Duos Walter Martin und Paola Muñoz, die für 3500 Dollar das Stück bei P.P.O.W. (New York) der Renner waren: alle 19 konnten abgesetzt werden. Bei Krobath-Wimmer (Wien) erregten die schräg-grandiosen Fotos von frivolen, surrealen Szenen (mit den Toxic Titties) von Dorit Margreiter Aufsehen, Engholm-Engelhorn (Wien) hatten die merkwürdigen Objekte des Engländers Mark Hosking dabei (5000 Dollar das Stück; Zitat: "Es läuft gut!"), Rosemarie Schwarzwälder (Galerie nächst St. Stephan, Wien) punktete mit ihrer gesamten Garde von Bernard Frize bis zu Herbert Brandl.

Martin Janda (Wien) sorgte mit einem Video von Roman Signer (Sechserauflage, DVD, 9200 Dollar), das aufeinander folgende Explosionen zeigt, für Raumbeschallung (und Umsatz).

Dass Thaddäus Ropac (Salzburg und weltweit) gut im Rennen lag, versteht sich. Und ebenso Ernst Hilger (Wien): Die Kuba-Fotos von Angel Marcos waren ausverkauft, und ebenso die Dreierauflage eines gut acht Meter breiten, computergenerierten Weißkopf-Seeadlers von Markus Wetzel (18.000 Dollar), der einen absoluten Blickfang darstellte.

Keine andere Messe verwandelt eine ganze Stadt derart in ein Kulturereignis wie die Art Basel Miami Beach, und es finden sogar noch gleichzeitig, mit der "Scope" und der "Nada", zwei weitere kleinere Messen statt.

Und die Art Basel Miami Beach ist auch wirtschaftlich am Ziel: Samuel Keller, Messechef, verkündete: "Die Zahlen sind schwarz!"
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.12.2004)


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