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18.12.2002 - Ausstellung
AUSGESTELLT IN WIEN von JOHANNA HOFLEITNER


Galerie Ernst Hilger. Nan Hoover zählt zu den Pionieren der Medienkunst. Um 1980 erklärte sie, sie wolle nur noch malen, zeichnen und keine Videos mehr produzieren. Mit "Returning to Fuji" ist ein Beispiel ihrer Videokunst zu sehen: verrinnende Bilder des in Wolken verhüllten Berges und langsame Kameraschwenks erzeugen eine suggestive Atmosphäre. Sie vermitteln eine starke Idee von Hoovers Anliegen: die Irritation und Infragestellung eingefahrener Wahrnehmungsmuster. Ihre großformatigen, verzerrten, verschwommenen Photographien evozieren Traumbilder. Herausragend sind die neuen Arbeiten. Streng schwarzweiß, mit hartem Strich ausgeführt, wirken sie auf den ersten Blick wie Photos und entpuppen sich erst nach eingehender Betrachtung als Zeichnungen oder Malerei. Feiner Schlußpunkt der Präsentation: eine Bronzeskulptur, die einen scharfkantigen Felssplitter assoziieren läßt (I., Dorotheergasse 5; bis 10. 1. 2003).

Raum aktueller Kunst. Die Thematisierung von Malerei mittels Photographie ist ein Thema der Neunziger. Eine unverwechselbare Position nimmt hier Gregor Zivic ein: In einer kleinen Wiener Wohnung arrangiert er surreale Szenarien, deren einziger Akteur er selbst ist. Dazu kommen ein Selbstauslöser, ein paar Requisiten, ein Gemälde. Nach einem neunteiligen, in jahrelanger Kleinarbeit entstandenen, ganz auf die Einzelbilder zugespitzten Zyklus zerlegt er nun eine einzige Situation (Hauptrequisit: ein dicker, schwarzer Schlauch) in 52 quadratische Einzelbilder, die in einem raumgreifenden Rahmengestell präsentiert werden. Beeindruckend! Das Signal geht in Richtung Film und Skulptur. Welches wird Zivics nächster Schwenk auf dem Weg zum perfekten Bild sein? (I., Eschenbachgasse 11; bis 19. 1. 2003).

Knoll Galerie. Köpfe sind Leitthema der Malerei von Ákos Birkás. Nach expressiven Anfängen und Abstraktionen, an denen er sich über Jahre abarbeitete, wandte er sich nun einer radikalen, fast photorealistischen Figürlichkeit zu. Zu Gruppen arrangiert, dienen ihm Porträtschnappschüsse als Vorlagen für extrem breite Formate. Durchgängiges Merkmal ist die Freundlichkeit der dargestellten Personen. Wie um der Aufgekochtheit von Werbe- und Medienkultur etwas entgegenzustellen, adaptiert Birkás deren Strategien - und unterläuft sie durch die Handarbeit der Malerei. (VI., Esterhazygasse 29/Hof; bis 11. 1. 2003).



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