Bregenz
(VN-ag) Nicht streng auf Grafik beschränkt, hat
Bernd Smodics eine Reihe von Künstlern in seine Editionswerkstatt
eingeladen. Zustande gekommen ist eine Ausstellung, die wie ein
zufälliger Ausschnitt aus dem künstlerischen Spektrum wirkt, ein
"Sammelsurium" eben aus Bekanntem und Unbekanntem.
In die Kategorie "Bekanntes, anders interpretiert"
fallen die Arbeiten der aus Bregenz stammenden Isabel Sandner. Sie
ist mit gesprayten und gemalten Formen vertreten, die das Akt-Thema
neu aufrollen. In den Mischtechniken von Edgar Leissing finden
hingegen die für den Bregenzer Künstler charakteristischen
Begegnungen, als nicht ganz alltägliche, dafür aber umso reizvollere
und pikantere Verwicklungen statt, wenn ein "Schweißperlentaucher"
auf einen "Spreizfußfadenzähler" trifft.
Ahnen und Körper
Der dritte Vorarlberger Künstler im Bunde ist der
Lustenauer Gernot Riedmann. Seine intensive Auseinandersetzung mit
der afrikanischen Kunst und der Thematik der Ahnenfiguren schlägt
sich in einer intensiv-roten Holzskulptur nieder, sowie in zwei
Arbeiten, die von grob strukturierten Holzschnitten abgenommen
wurden.
Während sich die Auseinandersetzung des 1958 in Wien geborenen
Thomas Nemec mit dem menschlichen Körper - in Bregenz mit Blättern
aus der Serie "Körperspiele" und "Fantombild" präsent - vor allem in
der Malerei abspielt, zählen Georg Lebzelter und Henriette
Leinfellner, die beide in ihren eigenen Druckwerkstätten zum Teil
auch sehr große Formate drucken, zur jüngeren,
experimentierfreudigen Generation von Wiener Radierern. Zwischen
Gegenstand und Abstraktion, zwischen humanem Befinden und
persönlichem Erleben, bewegen sich die Zyklen "Schlachten" und
"Lichten" von Georg Lebzelter (geboren 1966), einem Schüler der
Meisterklasse Maximilian Melcher. Fotografisches, digital
bearbeitetes Bildmaterial wird im Tiefdruckverfahren in einen
manuellen Gestaltungsprozess überführt.
In unbekannten Gewässern
Die fortlaufende Bearbeitung der Druckstöcke und die
sich graduell verändernden Blätter finden sich nicht nur bei
Lebzelter, sondern prägen auch die grafischen Bildreihen von
Henriette Leinfellner (geboren 1962). Ihre Kartenzyklen, die auf
nautischen und aeronautischen Navigationskarten basierend seit 1995
entstehen, gehören zu den absoluten Highlights von "Sammelsurium".
Veränderungen durch Überarbeitungen, bis hin zum
Auseinanderbrechen der Platte, lassen sich von Blatt zu Blatt
nachvollziehen. Die frühlingshaft frischen Farben und die
philosophisch angehauchten Titel "Itinerario" und "Spazio
Incognito", die von Reisen ins Ich und vom Navigieren in unbekannten
Gewässern als Wirklichkeitsaneignung erzählen, tun ein Übriges.
Neues von Edgar Leissing. (Fotos: A. Grabher)