Innsbruck (VN-cf) Die Suche nach
neuen Ausdrucksformen in der Kunst ist - glücklicherweise - ein nie
enden wollender Weg. Der Innsbrucker Künstler Martin Gostner
versucht es mit einer Mischung aus Theaterstück und Ausstellung.
Gostner sieht sich als Protagonist, Regisseur und
Rezensent zugleich und liefert ein verblüffendes Ergebnis, in dem
die österreichische Identität mit Witz und Intelligenz aufs Korn
genommen wird.
Ähnlich einem Schauspieler, der seitlich aus der Requisite
kommend auf die Bühne tritt, geht der Besucher dieser Ausstellung an
gebrauchten Schränken vorbei, deren Türen offen stehen. "Was du
suchst, sucht nach dir", heißt diese Installation, in der im
Hintergrund eine bedrohlich wirkende Flutwelle wiederkehrend auf den
Besucher zukommt.
Gostner erfasst hier jenes Erinnerungsmoment einer primären
Erfahrung, bei der Neugier und die gleichzeitige Suche nach Schutz
in Faszination und Schrecken umschlagen. Im anschließenden Raum
führt die Arbeit "zu breit, zu weit" das Thema weiter. Eine
zerfetzte Luftmatratze ist von der Flutwelle scheinbar angespült
worden.
Nationale Identifikation
Im dritten Raum findet man sich in Österreich wieder. In
der Plakat-Fotoarbeit "Promenade des Autrichiens" lässt Gostner
Eckpunkte der österreichischen Nachkriegsgeschichte Revue passieren.
Bei der Auswahl dieser zeitgeschichtlichen Ereignisse hält sich
Gostner an jene, die die Seele von Herrn und Frau Österreicher
erschütterten, sei es die Radioansprache des ersten
Nachkriegskanzlers Leopold Figl und seiner Pathosformel "Glaubt an
dieses Österreich" oder die Suspendierung des Alpin-Heros Karl
Schranz von den Olympischen Spielen. Eine chronologische Sichtweise
liegt dem Tiroler Künstler dabei so fern wie nur etwas.
Geschehnisse, wie die Frauenbewegung der 70er Jahre,
Antifaschistendemos in den Nachkriegsjahren oder Ausländerhass der
90er Jahre werden auf eine Ebene gebracht.
Wiederkehrendes
Auch in anderen Arbeiten der Ausstellung betont Gostner
die Wiederholung von geschichtlichen Phänomenen. In den "Ansichten
der Gegend um Clausewitz" etwa zeigt er alte Schlachtpläne des
Kriegstheoretikers Clausewitz, die genauso auf Konfliktformen in
unserem Alltag verweisen könnten.
Konfrontiert mit so viel Schrecken ist man als Besucher
schließlich froh, noch etwas über den mit Wiener-Schnitzel-Panier
überzogenen Wirtshaustisch ("dicke Aura Heimat") schmunzeln zu
können und sich schließlich in der großen Halle im Untergeschoss der
Galerie in einem Wattemeer zu baden.
Die Ausstellung ist bis 24. März in der Galerie im
Taxispalais zu sehen. Maria-Theresien-Straße 45, Innsbruck. Telefon
0512/508-3171, Internet:
www.galerieimtaxispalais.at. Öffnungszeiten: Di-So:
11-18 Uhr, Do: 11-20 Uhr.
"Was du suchst, sucht nach dir".
(Foto: Galerie im
Taxispalais)