Bernard Buffets vielfach reproduziertes
Bild "Der traurige Clown", für das offenbar besonders Ärzte eine Vorliebe
hatten, trug dem Künstler den Beinamen "Raffael der Wartezimmer" ein. Auch
in dieser ironischen Wendung vermutlich eine Überschätzung. Aber: Bernard
Buffet erlebte in der Nachkriegszeit einen kometenhaften Aufstieg - und
fiel doch bei Kritik und Sammlern in Ungnade.
Karrierestart mit 20
1948, mit erst 20 Jahren, erhielt Buffet den vielbegehrten "Preis der
Kritiker" zugesprochen, der seinen rasanten Aufstieg einleitete.
Anerkennung fand Buffet damit für seine Bilder, die das menschliche Elend
schildern, die man aus den Kriegs- und Nachkriegsjahren noch in schärfster
Erinnerung hatte.
Seine ausgemergelten Gestalten schienen aus Konzentrationslagern zu
kommen. Einsamkeit und Verlassenheit spiegelten seine kahlen Räume, leeren
Häuser, verlassenen Plätze und öde Landschaften wider. Christliche Symbole
umgaben ihn mit dem Nimbus eines religiösen Malers.
Jahre des Ruhms
Im Jahr darauf schloss Buffet mit der renommierten Kunsthandlung
Drouant-David einen Vertrag ab und Monsieur Giradin, ein bekannter Sammler
Picassos und Gromaires' begann auch Buffet zu sammeln. Bereits 1950 musste
Bernard Buffet jeden dritten Tag ein Bild malen, um die Nachfrage nach
seinen Werken zu befriedigen. 1958 bildete ihn "Time" mit General de
Gaulle als "berühmtesten Franzosen" ab. Als 46-Jähriger wurde er in die
Academie des Beaux-Arts gewählt.
Der Abstieg
"Mit 60 war er schließlich zum Paria geworden", konstatierte das
Magazin "Paris Match" Jahre später. Im Ausland - besonders Asien - war er
berühmt, in seiner Heimat wurde er eher totgeschwiegen. Der Vorwurf der
Kritiker: Seine vorwiegend mit zeichnerischen Mitteln geschaffene Malerei
sei im Laufe der Zeit zu einer Manier geworden und seine Zyklen eine
Marotte.
Ein Zeichner von Kindheit an
Bernard Buffet, dem Sohn eines ehemaligen Bergmanns, schien sein
Lebensweg vorgezeichnet. Bereits anlässlich seiner vorzeitigen
Schulentlassung beschied man ihm: "Sollte versuchen, seinen Weg als
Zeichner zu machen". Darauf hin besuchte er ab 1943 Abendkurse für
Zeichnen und begann 1944 mit dem Studium an der École des Beaux-Arts,
machte sich aber bereits 1945 als Maler selbstständig. Seine erste
Ausstellung 1947 in Paris fand noch kaum Beachtung, im Jahr darauf
erfolgte der Durchbruch.
Konsequent bis zum Schluss
Buffet, der seinen Stil beibehielt, war ein emsiger Arbeiter. Alle zwei
Tage malte er ein Bild. Zudem schuf er Zeichnungen, Lithographien,
Aquarelle und Buchillustrationen. Nach vielen Umzügen und wilden Jahren im
Pariser Künstlerviertel Saint-Germain-des Pres wurde er mit seiner Frau
Anabelle, einem Ex-Starmannequin, in einem schlossartigen Anwesen im
Hinterland der Cote d'Azur, in Tourtour, sesshaft.
Buffet schuf Städtebilder-Serien, zahlreiche Porträts seiner Frau und
monumentale Insekten-Plastiken. Bilderfolgen nannte er "Les Folles" (Die
Verrückten), "Clowns", "Jules Verne", "Passion Christi", "Zirkus" oder
"Die Französische Revolution".