Der Wotruba-Schüler, der laut seiner Familie bereits am Freitag gestorben ist, suchte die konsequente Reduktion bis zum Einfachsten. “Äußerlich wirklichkeitsnah würde also nicht wirklichkeitsnah bedeuten, nicht das Wesen der Erscheinungsform erfassen“, erklärte Pillhofer einmal sein Schaffen. Das Wiener Künstlerhaus soll für Februar 2011 eine Pillhofer-Ausstellung planen.
„Das Komplizierte verdichten und vereinfachen“ zur „möglichst reinen Form“ war sein großes Ziel. 2002 war unter dem Titel „Josef Pillhofer. Köpfe“ eine Ausstellung seiner kubistisch-blockhaften Kopfskulpturen aus Bronze, Holz, Stein und Eisen sowie von Zeichnungen im Belvedere zu sehen.
Studien in Rom und Paris
Josef Pillhofer wurde am 1.6.1921 in Wien geboren, besuchte nach der Grazer Kunstgewerbeschule die Akademie der bildenden Künste in Wien als Schüler von Fritz Wotruba. Er absolvierte später Auslandsaufenthalte in Rom und in Paris, wo er Schüler Ossip Zadkines war und auch Constantin Brancusi persönlich kennenlernte. Auch mit Alberto Giacometti war er bekannt. Zweimal (1954 und 1956) nahm er an der Biennale in Venedig teil. Ab 1954 war er Lehrbeauftragter an der Akademie der bildenden Künste in Wien, ab 1970 lehrte er auch in Graz und war Ordinarius für künstlerisches Gestalten an der Technischen Universität Graz.
Pillhofer erhielt zahlreiche Preise, unter anderem den Österreichischen Staatspreis (1968), den Preis der Stadt Wien (1979) und den Würdigungspreis des Landes Steiermark (1983). Pillhofer, der lange in Mürzzuschlag lebte, hinterlässt eine Frau und vier Kinder.
“Österreich hat einen wichtigen Künstler verloren“
“Österreich hat einen wichtigen Künstler verloren.“ So reagierte
Kulturministerin Claudia Schmied (S) auf das heute bekanntgewordene
Ableben des österreichischen Bildhauers Josef Pillhofer. „Josef
Pillhofer hat der österreichischen Bildhauerei der Nachkriegszeit eine
markante Prägung gegeben. Seine Formensprache war traditionell und
innovativ zugleich. Sein geometrischer Minimalismus drückte die Macht
und Ohnmacht des Menschen im industriellen Zeitalter aus. Vielfach
ausgezeichnet gehört er international gesehen zu den wichtigsten
Vertretern der Moderne“, so Schmied in einer Aussendung.
„Die traurige Nachricht vom Ableben unseres geschätzten Kollegen und
langjährigen verdienten Mitglieds Josef Pillhofer hat uns tief
getroffen“, hieß es seitens von Künstlerhaus-Präsident Joachim Lothar
Gartner und Direktor Peter Bogner. „Mit ihm ist nicht nur einer der
bedeutendsten österreichischen Bildhauer und Zeichner der Gegenwart,
sondern auch einer der liebenswertesten Menschen und Persönlichkeiten
von uns gegangen. Wir bedauern von Herzen, dass Josef Pillhofer die für
Februar 2011 im Künstlerhaus geplante große Ausstellung seines
Schaffens nicht mehr selbst erleben kann. Wir verneigen uns vor dem
großen Künstler und Menschen, der sich in seinem Wirken und Schaffen
selbst kompromisslos treu blieb und durch seine Kunst weiter für uns
präsent bleibt.“