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von
Irene Judmayer
Hier müssen Sie wirklich auf die Linie achten!
Insgesamt etwa 150 künstlerische Kleinode von 41 Meistern der Zeichnung sind ab heute (Vernissage: 19 Uhr) im Linzer Kunstmuseum Lentos zu sehen. Fazit: Hier müssen Sie wirklich auf die Linie achten!

Warum für den Titel dieser Präsentation unbedingt ein Anglizismus herhalten muss? Keine Ahnung. Für manche mag "black & white" vielleicht wichtiger klingen als das schlichte "schwarz / weiß", das dem ab heute im Linzer Kunstmuseum Lentos gezeigten "Phänomen der Linie" sicher auch auf allen Ebenen gerecht geworden wäre.

Wie auch immer: Es war höchste Zeit, dass hier in der grafischen Schatzkiste des Lentos gewühlt wurde. Schließlich umfasst sie rund 10.000 Exponate.

Immens kulinarisch

Großteils noch von Peter Baum angekauft, aber auch bereits von markanten Neuzugängen durch die aktuelle Lentos-Direktorin Stella Rollig geprägt. Was jedenfalls Brigitte Reutner, Leiterin der Grafik- und Fotosammlung des Lentos, daraus für diese Ausstellung im Zeichen der "reinen Linie" ausgewählt hat, ist erstens hochkarätig und zweitens von einer immens kulinarischen Ausstrahlung.

Das betrifft die Arbeiten "alter Meister" ebenso wie die vielen zeitgenössischen Beispiele. Es gibt keine chronologische Reihung, eher eine kontrapunktische Gegenüberstellung unterschiedlicher Ansätze.

Die kraftvolle, raumdefinierende Bildsprache Alfred Hrdlickas markiert den Start dieser sehenswerten Linien-Schau im Untergeschoß des Lentos. Schräg gegenüber Beispiele des erzählerisch-tastenden Duktus, mit dem der Linzer Peter Hauenschild anno 1994 das Thema Beziehung aufarbeitete. Im Reigen durch die zwei fein gegliederten Räume folgen: etwa Picassos "Zwei Frauen am Strand" und ein wunderschönes Matisse-Portfolio mit 14 Lithos. Toulouse-Lautrecs fast karikaturhafte "Spectatrice" und Franz Blaas' knappe Fettkreidearbeiten. Ein sehr schöner Zyklus von Ulrike Lienbacher, die ihr Figurenlineament durch pointierte Frabakzente bricht.

Die zum Heuhaufen "verdichteten" Linien von Otmar Zechyr; eine Videoarbeit, mit der Danica Dakic den von ihr hautnah erlebten Anschlag auf das WTC in Tagebuchform skizziert, weiters Arbeiten von Tapies, Louise Bourgeois, Brehm, Sedlacek, Schmalix, Ikemura, Hanghofer, Voss, und, und, und.

Hier müssen Sie wirklich auf die Linie achten!

Die Ausstellung

Dauer: 6. 6., 19 Uhr, bis 26. 8. 2007

Geöffnet: tägl. 10-18, Do 10-21 Uhr.

Eintrittspreise: 6,50 Euro (Erw.); 4,50 Euro (ermäßigt); Gruppentarif ab 20 Pers. 5 Euro.

Katalog: 9 Euro

Kontakt: 0732/ 7070-3600

OÖnachrichten vom 06.06.2007
 
   



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