Leben von Vogelfedern

Roni Horn zeigt in Winterthur mit "Pi" das ungewöhnliche Porträt eines Farmerehepaars auf Island.


Roni Horn, amerikanische Fotokünstlerin, hält sich jedes Jahr mehrere Monate in Island auf. Zwischen 1994 und 1997 entstand das ungewöhnliche Porträt des Farmerehepaars Hildur und Björn Björnsson. Dabei nahm Horn erstmals in ihr fotografisches Porträt Fernsehbilder auf.

Die Björnssons

Das alte Ehepaar Björnsson lebt in seiner Farm am Meer weit weg von nächsten Nachbarn. Beide schauen einander mittlerweile ähnlich und man fragt sich ob sie das Wetter in gleicher Weise geprägt hat.

Eiderenten

Das Paar sammelt Flaumfedern von den Nestern der Eiderenten. Wenn die Eiderente trächtig ist, verliert sie Brustfedern. Diese Federn werden von den Enten zum Auspolstern des Nestes verwendet. Sind die Jungen groß genug, verlassen sie das Nest und das Ehepaar Björnsson sammelt die Nester auf.

In mühevoller Kleinarbeit lösen die Björnssons die Federn von Steinen und Zweigen und lassen sie auf ihrer Farm trocknen. Danach werden die Federn in Schachteln gepackt und zur Post gebracht.

Soap-Opera

Gegen fünf Uhr Nachmittag setzen sich die Farmleute vor ihre Lieblings-Soap: "The Guiding Light". Sie spielt in einem kleinen Nest in Illinos, wo jeder jeden kennt. Titelgebend ist der Leuchtturm. Er ist im Besitz einer Familie Bauer und im Leuchtturm passieren alle möglichen Grauslichkeiten.

Mixture

Horn gestaltete nun aus der Begegnung mit dem Famerehepaar eine Fotoserie, in dem der gespenstische Leuchtturmstrahl und der erregte Kopf einer Blondine - Fernsehbilder - verarbeitet werden. Dazwischen sind Fotografien vom Meer und von Björn zu sehen.

Spurensuche

"Pi" ist Teil des langfristigen enzyklopädischen Projekts "TO PLACE", das sich auf die Spurensuche von einsamen Orten macht. Abgeschiedene Landstriche mit bittersüßen Irritationen will Horn mit ihrer Kamera festhalten.

"Pi", 1994-1997 (Detail) / ©Bild: Galerie Xavier Hufkens, Brüssel

Mit "Pi" gelingt es ihr, die Stimmung von weit abgelegenen Orten und das ihnen inne wohnende mögliche Leben zu zeichnen.

Radio &sterreich 1