03.09.2002 09:00
Quartier will sich zeigen: Signal gesucht
MQ: Gestaltungswettbewerb kommt - Studie zeigt hohe
Beliebtheit
Wien - Den Leseturm kappten die Denkmalschützer. Die Bawag
verlor das Interesse, am Beginn der Mariahilfer Straße ein Designzentrum zu
errichten. Und auch der Vorschlag von Michelangelo Pistoletto, einen riesigen
roten Ballon samt Spiegel über dem Museumsquartier schweben zu lassen, lässt
sich nicht realisieren. Das Areal aber, hinter der Fischer-von-Erlach-Fassade
der ehemaligen Hofstallungen gelegen, braucht ein Signal nach
außen.
Aufwendiger Plan
Dies ist nun auch Wolfgang
Waldner, dem Direktor, bewusst geworden: Anfang Oktober will er daher einen
offenen Gestaltungswettbewerb für den Vorplatz inklusive Leitsystem ausloben, an
dem Künstler und Architekte teilnehmen können. 200.000 bis 300.000 Euro sollen
für das Projekt bereit gestellt werden - Waldner hofft, heute, Dienstag, die
Zustimmung von seinem Aufsichtsrat zu erhalten. Vorgaben gibt es keine,
abgesehen natürlich vom Denkmalschutz.
Jeder Fünfte war da
Dies gab Waldner bei einer Pressekonferenz mit Kulturministerin
Elisabeth Gehrer (VP) bekannt, in der eine von Integral erhobene Befragung
vorgestellt wurde. Diese attestiere dem Museumsquartier "ausgezeichnete Werte
bei Bekanntheit, Akzeptanz und Besuchshäufigkeit". Praktisch jeder zweite Wiener
und jeder fünfte Österreicher habe das Areal bereits erkundet, 80 Prozent der
Besucher fänden es "sehr gut", niemand hingegen "überhaupt nicht
gut".
Flanierviertel
Veranstaltungen und Ausstellungen
stellen aber nur für die Hälfte die Motivation für den Besuch dar: Die andere
kommt, um zu flanieren, zu verweilen und die gastronomischen Einrichtungen zu
nutzen, die mit der Zeit immer vielfältiger wurden und noch werden. Jüngst
(neuerlich) aufgetauchten Befürchtungen, das Museumsquartier könnte auch durch
eine Diskothek oder einen Nachtklub bereichert werden, erklärte Direktor Waldner
hingegen als gegenstandslos.
Anrainer artikulieren derartige Ängste, seit
bekannt ist, dass Mitte September die "Augenscheinverhandlung" für einen
Gatstrobetrieb "in der Betriebsart einer Bar" (so steht es im magistratischen
Schreiben) angesetzt ist. Denn im nördlichen Trakt des Areals soll ein Lokal
errichtet werden, das neben zwei Schanigärten auch DJ-Betrieb und Livemusik
bieten werde.
Angst vorm Lärm
Da dieses bis vier Uhr früh
offen haben wird, fürchten Anrainer "noch mehr Lärm in den Innenhöfen".
Nächtliche Livemusik könne "sicher nicht der Grundidee des Viertels"
entsprechen. Könne es doch, entgegnet Waldner: Das Lokal, Ersatz für das
Depot-Café, sei von Anbeginn an in der Gastronomiekonzeption vorgesehen gewesen.
Die Öffnungszeiten für den neuen Betrieb würden denen des Café Leopold und der
Halle entsprechen: "Und das hat sich in der ersten Gastgartensaison zur
Zufriedenheit aller - also Anrainer, Gastronomen und Institutionen - durchführen
lassen." (rott, trenk/DER STANDARD, Printausgabe, 3.9.2002)