Museum für Völkerkunde zeigt die Großausstellung "Wir sind Maske"
Wandelbares Gesicht
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Faszination Maske: Die Ausstellung im Völkerkundemuseum wirft einen
Blick auf deren historische Bedeutung, "Frau mit Maske" von Lorenzo
Lippi. Foto: Angers, M. d. Beaux-Arts
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Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer
![Aufzählung Aufzählung](00085747-Dateien/wzfeld.gif)
Die Geschichte der Maske, sie ist gut 9000 Jahre alt, wird in der
jüngsten Ausstellung im Museum für Völkerkunde in sieben Sektionen von
Kuratorin Sylvia Ferino abgehandelt. Ein schwieriges Unterfangen, das
den Besucher selbst am Ende vor den Spiegel stellt, nachdem einen der
Künstler Daniel Spoerri vors "Maskenjoch" gespannt hat.
Die Schau "Wir sind Maske" konnte trotz Sparmaßnahmen als
Zusammenarbeit der drei Museen (Kunsthistorisches, Völkerkunde und
Theatermuseum) unter einem Dach, mit hinreißenden Leihgaben
verwirklicht werden.
Am Anfang steht die Totenmaske, die wohl das zweite Gesicht erfunden
hat – aus Stein im alten Israel, als ägyptische Mumienmaske bis zur
Lebendmaske Mussolinis als Machtdemonstration und den Totenmasken
Arnulf Rainers.
Maske in der Maske
Den Erinnerungsbildnissen folgt die mythische Medusenmaske, das
kultische Verhüllen und Enthüllen bis zur Burka. Auch Medusenschilder
und Helme sprechen von der Schutzfunktion der Masken. Dass Gian Lorenzo
Berninis marmorner Medusenkopf aus Rom die zentrale Blickachse
erleuchtet, ist ebenso erfreulich wie das berühmte Gemälde Maskierter
mit einem Rhinozeros von Pietro Longhi.
Dazwischen liegt der Saal mit der Gegenüberstellung des antiken
Dionysostheaters und dem japanischen No-Theater sowie Blicke nach Bali
oder Java. Nach frühchristlichem und mittelalterlichem Theaterverbot
weicht die Angst vor Verstellung, Lüge und Betrug hinter der Maske der
Freude an der Commedia dell’Arte in der Renaissance.
Die Maskerade springt gerade in Venedig von der Bühne auf die
Zuseher und so sind der Festkultur Gemälde, Stiche und Objekte
gewidmet. In der Malerei wird die Maske Symbol der eigenen Tätigkeit,
der Nachahmung der Natur – doch das gestärkte Künstlerego wird im 20.
Jahrhundert nach der Psychoanalyse dem Zerfall in Ich und Es
ausgesetzt. Prähistorische Tätowierung und Masken kehren nach Picassos
Repliken auf Afrikas Kulte als Tätowierung und Chirurgie wieder – die
Künstlerinnen Orlan, Birgit Jürgenssen oder Cindy Sherman spießen
unsere wechselnden Einstellungen in Film und Foto auf.
Anregungen bekam Ferino zur Maskenschau auch von Arcimboldo und
ihrer ersten Erfolgsausstellung "Roben und Rüstungen": Roberto Capuccis
Karnevalskostüm mit Masken erinnert daran.
Es gibt also auch Masken in der Maske zu entdecken, zudem die
Möglichkeit im Kindervermittlungsprogramm, selbst welche zu basteln,
oder eine aus dem gewichtigen Katalog herauszuschälen.
Ausstellung
Wir sind Maske
Sylvia Ferino (Kuratorin)
Museum für Völkerkunde
bis 28. September
Printausgabe vom Mittwoch, 24. Juni 2009
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