17.12.2002 17:19
Die Ungehorsamen
Videopräsentation
zu den "Disobbedienti" im Depot: Doku von Oliver Ressler und Dario Azzellini
über GlobalisierungskritikerInnen
Im Juli jährten sich die Proteste rund um den G8-Gipfel
von Genua zum ersten Mal. Am 20.7.2001 war bei den Demonstrationen der
GlobalisierungskritikerInnen Carlo Giuliani durch den Schuß eines Carabiniere
getötet worden. In ganz Italien fanden zum Jahrestag von "Genua 2001"
Kundgebungen und Aktionen statt, die auch der Neuorientierung und Reflexion der
AktivistInnen dienen sollte.
Vom zivilen zum sozialen
Ungehorsam
Nach den Erfahrungen von Genua erklärten die "Tute
Bianche" das Ende der "weißen Overalls". Diese Gruppe weiß gekleideter
AktivistInnen aus Italien fiel optisch durch ihre mit Schaumstoff, Helme und
selbst gemachten Schilde geschützten Körper auf, die sie bei Aktionen und
Demonstrationen als Waffe des zivilen Ungehorsams einsetzten. Gemeinsam mit der
Jugendorganisation von "Rifondazione Comunista", der süditalienische
Koordination "Rete No-Global" und anderen kleineren Gruppen gründete "Tute
Bianche" die Bewegung der Ungehorsamen (Disobbidienti) und rief den Übergang vom
zivilen zum sozialen Ungehorsam aus.
Bipolaritäten
sprengen
"Der Ungehorsam ist eine hervorragende Institution gewesen,
weil einige Bipolaritäten dadurch gesprengt wurden. Wie z.B. jene von Gewalt und
Gewaltlosigkeit oder auch jene von Legalität und Illegalität", so Federico
Martelloni von den Bologneser "Ungehorsamen".
Oliver Resslers und Dario
Azzellinis Video "Disobbedienti" (54 Min., 2002), das ihm Rahmen von
"rebuclicart" im Depot präsentiert wird, thematisiert die Entstehungsgeschichte,
die politischen Grundlagen und die Aktionsformen der Bewegung der
"Disobbedienti" (den "Ungehorsamen"). Basis des Videos sind die Gespräche mit
sieben Beteiligten, sieben "Ungehorsamen".
Solidarität mit den
Kaputtgesparten
Die Präsentation von eipcp mit anschliessendem
Gespräch zwischen Oliver Ressler und Gerald Raunig findet im Rahmen der
Solidaritätsveranstaltungen im kaputt-"subventionierten" Depot statt. Folder und
Homepage des unangepassten Ortes für "Kunst und Diskussion" machen auf die nicht
ausreichenden Förderung durch die öffentliche Hand aufmerksam. Seit 2000 musste
die engagierte Institution mehrmals auf "Sparflamme" kochen. Das halbierte
Budget für 2002 ist trotz aller Sparsamkeit nach 150 Veranstaltungen
aufgebraucht. Seit Dezember steuern befreundete Institutionen das
Solidaritäts-Programm bei. Der Notbetrieb läuft noch bis Ende Jänner. Weitere
Pläne existieren im Moment nicht. - Damit die Nachrufe auf die 1994 gegründete
Institution in der Schreibtischlade vermodern können, müßte ein Weihnachtswunder
geschehen ... (kafe/derstandard.at, 17.12.2002)