DER STANDARD, 19. Jänner 2002


STEIERMARK

Eine Luftkühlung für die blaue Blase

STEIERMARK: Bau des Kunsthauses im Zeitplan


Thomas Trenkler

Graz - Vom Eisernen Haus am Südtirolerplatz steht nur noch die denkmalgeschützte Fassade: Dahinter wird derzeit in die Tiefe gebaggert. Denn dort, am rechten Murufer, soll bis Herbst 2003 das spektakuläre Kunsthaus nach den Entwürfen von Peter Cook und Colin Fournier errichtet werden.

Den Freiheitlichen ist das Projekt aber nach wie vor ein Dorn im Auge: Sie verlangen nun eine "Befragung der steirischen Bevölkerung". Und FP-Landeschef Leopold Schöggl fordert einen Baustopp, weil "entscheidende Fragen wie Finanzierung, termingerechte Fertigstellung, Betriebskosten oder Programm nicht beantwortet" seien. Zudem hält er die technische Machbarkeit für fraglich: Mit dieser "Villa Größenwahn" würde Graz "zur Lachnummer Europas".

Doch Hermann Eisenköck (Architektur Consult), Mastermind des Kunsthaus-Planungsteams, erklärt unmissverständlich: "Die technische Machbarkeit ist gegeben." Man liege nach wie vor im Zeitplan, der Rohbau werde im Herbst stehen, danach könne mit dem Innenausbau begonnen werden. Mit einer Übergabe sei Anfang September 2003 zu rechnen.

Schuppenhaut

Zudem lägen alle Genehmigungen vor, selbst der Brandschutz sei gewährleistet: An der Außenhaut der blauen Blase würde eine Sprinkler-anlage montiert. Auch das Problem der Aufheizung durch Sonneneinstrahlung habe man im Griff: Die "Skin" würde leicht geschuppt. Diese "Luftkühlung" habe zudem den Vorteil, dass im Winter der Schnee hängen bleibe.

Die einzige offene Frage ist nach wie vor aber, aus welchem Material die Außenhaut bestehen wird. Die britischen Stararchitekten wünschen sich Acryl, doch es gibt nur wenige Hersteller, die in der Lage sind, den "Maßanzug" - die Haut ist doppelsinnig gekrümmt - herzustellen. Man hätte zwar vier Anbote eingeholt, aber sie würden stark divergieren und noch immer über dem Kostenrahmen liegen. Daher wird nach wie vor auch die preiswertere Metallvariante in Betracht gezogen.

Laut Eisenköck gibt es aber eine Reserve von 2,9 Millionen Euro (40 Millionen Schilling) für Unvorhergesehenes. Und je weiter der Bau voranschreite, desto leichter könne man diese Gelder verplanen. Im Juli würde Klarheit herrschen, ob man sich Acryl werde leisten können. "In jedem Fall errichten wir ein funktionstüchtiges Haus, das nicht mehr als die bewilligten 43,6 Millionen Euro kostet."

Die Betriebskosten dürften bei 5,8 Millionen Euro im Jahr liegen. Gerhard Hirschmann, der steirische Landeskulturreferent, verhandelt dieser Tage mit Kulturstadtrat Siegfried Nagl (beide VP) über die gemeinsame Finanzierung. Laut Hirschmann strebt man ein Finanzierungsmodell wie bei den Vereinigten Bühnen Graz an: Die Kosten teilen sich Land und Stadt im Verhältnis 55 zu 45 Prozent.


© DER STANDARD, 19./20. Jänner 2002
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