Grasser greift an, Morak verteidigt

Kritik am Architekten aber Lob für dessen Architektur äußerte Finanzminster Karl-Heinz Grasser in New York.


Schon am Tag vor der Eröffnung des Kulturforums in New York wurde in der Tageszeitung "Die Presse" ein Rohbericht des Rechnungshofs bekannt, in dem dieser massive Kritik an den hohen Baukosten des Gebäudes übt. Derzeit halte man bei knapp 34 Millionen Euro Baukosten für rund 2.300 Quadratmeter Gesamtfläche, obwohl der Bau noch nicht endgültig abgerechnet sei. Umgelegt ergebe das Errichtungskosten von fast 15.000 Euro pro Quadratmeter. Das sei das Zwanzigfache der durchschnittlichen Baukosten pro Quadratmeter Bürofläche in New York, so der Rechnungshof. Da es sich um einen vertraulichen Rohbericht handelt, wollte das Außenministerium noch keine Stellungnahme abgeben.

Grasser lässt Kosten prüfen

Am Samstag hatte Finanzminister Karl-Heinz Grasser (F) angekündigt, die Kosten für die Errichtung des Österreichischen Kulturforums in New York genau prüfen zu wollen. Die Kostensteigerung von ursprünglich projektierten 10 Mill. Dollar auf nun rund 30 Mill. Dollar (33,7 Mill. Euro) könne er nicht hinnehmen, sagte Grasser am Samstag bei einer Pressekonferenz am Rande der Weltbanktagung in Washington. Gleichzeitig würdigte Grasser die Architektur des Baus in Manhattan, den er am Donnerstag vor der offiziellen Eröffnung besucht hatte. Die Eröffnung habe auch ein Signal der Solidarität mit den USA nach den Terroranschlägen vom 11. September gegeben, würdigte er die Bedeutung des Kulturforums für die österreichisch-amerikanischen Beziehungen.

Patriotische Haltung

Noch vor der Eröffnung hat Grasser bei seinem Besuch des österreichischen Kulturforums in New York scharfe Kritik am Architekten des Gebäudes, Raimund Abraham, geübt. Die Niederlegung der österreichischen Staatsbürgerschaft sei eine "äußerst intolerante Position", kritisierte Grasser.

Abraham habe den Auftrag zur Errichtung des Kulturforum unter der Voraussetzung seiner österreichischen Staatsbürgerschaft bekommen und auch das Entgelt für den Auftrag angenommen. "Man wechselt seine Staatsbürgerschaft nicht so einfach wie ein Hemd", kritisierte Grasser. Abraham hatte aus Ablehnung der derzeitigen österreichischen Bundesregierung die US-Staatsbürgerschaft angenommen.

Abrahams Replik

"Mich interessiert die Meinung des Herrn Grasser nicht", kommentierte Abraham die Kritik des Finanzministers. Am Tag der Eröffnung wolle er lieber über das von ihm entworfene Gebäude reden.

Abraham wollte zu den einzelnen Vorwürfen Grassers gegen ihn nicht Stellung nehmen. Er habe nicht gewusst, dass der Finanzminister vor der Eröffnung das Gebäude besucht hatte, sagte er. Zu einem persönlichen Zusammentreffen zwischen Abraham und Grasser kam es am Donnerstag nicht. Grassers Führung durch das Gebäude endete kurz vor dem Eintreffen des Architekten.

Morak unterstützt Abraham

Kulturstaatssekretär Franz Morak (V) hat am Rande der Eröffnung des Österreichischen Kulturforums in New York den Architekten Raimund Abraham gegen die von Finanzminister Karl-Heinz Grasser (F) erhobenen Vorwürfe verteidigt. "Abraham hat viel für Österreich geleistet", sagte Morak am Donnerstag abend (Ortszeit) gegenüber der APA. Die Frage der Staatsbürgerschaft des Architekten sollte man nicht überbewerten.

Morak hatte in seiner Rede bei der Eröffnung Abrahams Wechsel der Staatsbürgerschaft nicht erwähnt. Auch auf die Frage der Baukosten war er nicht eingegangen. Es gebe Tage zum Feiern und Tage der Kritik, sagte er anschließend. "Heute ist ein Tag zum Feiern".

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