Schmuck aus Österreich zur Jahrtausendwende


"Turning-Point" zeigt eine erlesene Werkauswahl österreichischer Schmuckschaffender, die die Vielfalt und Aktualität zeitgenössischer Schmuckkunst anschaulich macht. Wie in Architektur, bildender Kunst und Literatur spiegeln sich auch hier Tendenzen und Phänomene unserer Zeit wider.

Dekoration statt Politik

Die Künstler reflektieren die kulturellen Trends unserer Zeit und kommen zu Ergebnissen, die in ihrer Vielfalt durchaus dem postmodernen Pluralismus entsprechen. Die politischen Aspekte der Schmuckkunst - in der Folge der revolutionsträchtigen 60er Jahre hoch im Kurs - haben sich weitgehend relativiert. Auch reine Dekoration ohne Sinnvermittlung ist wieder salonfähig geworden. Und Humor ist erlaubt: Schmuckkunst, die augenzwinkernd zu gesellschaftlichen Entwicklungen Stellung bezieht, oder auf subtile Weise das eigene Medium Schmuck ironisiert.

Peter Skubic: Sockel für einen unsichtbaren Ring, 1993 (für ganzes Bild anklicken)
Peter Skubic: Sockel für einen unsichtbaren Ring, 1993 (für ganzes Bild anklicken)
Künstler aus vier verschiedenen Generationen sind mit Werken vertreten: neben arrivierten Schmuckmachern wie Peter Skubic oder Fritz Maierhofer, die es zu internationalem Ansehen gebracht haben, zeigt die Ausstellung auch solche, die in den 80er und 90er Jahren neue Impulse gesetzt haben, und ganz junge Künstler, deren Arbeiten vielleicht in die Zukunft weisen, wie etwa jene von Petra Zimmermann. So unterschiedlich die Ansätze und Ausdrucksformen, eines ist den teilnehmenden Künstlern doch gemeinsam: der Versuch, Schmuck anders zu denken, Schmuck neu zu definieren.

Petra Zimmermann: Gürtelschnalle auf Armreif, 1999
Petra Zimmermann: Gürtelschnalle auf Armreif, 1999

Alles ist möglich

Die Vielfalt der Ansätze manifestiert sich unter anderem in dem reichen Fundus an verwendeten Materialien. Nachdem in der modernen Schmuckkunst edle Metalle wie Gold lange Zeit verpönt waren, ist heute wieder alles erlaubt.

Heike Wanner: Schwamm-Ring
Heike Wanner: Schwamm-Ring
Neben den klassischen Edelmetallen und -steinen sind auch Nektarinenkerne (Rea Mühltau, Kerncollier), Putzschwämme (Heike Wanner, Schwamm-Ringe), Scherben und andere Objets trouvés in Schmuckstücken verarbeitet.

"Turning-Point" lautet der vieldeutige Titel der Ausstellung. Damit wird einerseits die Jahrtausendwende als willkommener Anlass genommen, eine Standortbestimmung der heimischen Schmuckkunst vorzunehmen, andererseits möchten die beiden Kuratoren Susanne Hammer und Fritz Maierhofer - beide selbst Schmuckkünstler - einen Impuls setzen, der die Schmuckszene neu beleben und für Schmuck wieder eine größere Öffentlichkeit schaffen soll. Ein Wendepunkt, der eigentlich hoch an der Zeit wäre. Schließlich ist es bereits 20 Jahre her, dass in Österreich eine vergleichbare Schau gezeigt wurde. (Damals war es Peter Skubic, der im Künstlerhaus Wien eine umfassende internationale Schmuckausstellung organisierte.)

Traditionelle Ausbildung

Vor allem für junge Schmuckschaffende ist die Ausstellung eine hervorragende - weil in Österreich selten zu findende - Gelegenheit, in größerem Rahmen öffentlich Beachtung zu finden. Schmuckarbeiten werden als Kunstsparte immer noch wenig ernst genommen. Obwohl es hier zu Lande bereits eine Reihe international bekannter Schmuckkünstler gibt, wird dem Nachwuchs keine universitäre Ausbildung geboten. So fehlen auch die Spielräume für Experimente, die Goldschmiedelehrlingen kaum zur Verfügung stehen. Es bleibt weiterhin engagierten Künstlern und Galeristen überlassen, durch Privatinitiative öffentliche Foren zu schaffen.

Tipp:

"Turning-Point": Ein Rückblick und auch ein Ausblick auf das kommende Jahrtausend. Dies möchte die Ausstellung dokumentieren. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, dem die Bilder zu dieser Geschichte entnommen sind. Es steht auch ein Lesesaal mit Fachbibliothek zur Verfügung.

Künstlerhaus Klagenfurt, Goethepark 1, 9020 Klagenfurt

Ausstellungseröffnung: Fr, 28.1. 19 Uhr
Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-13h, 16-19h, Sa 10-13h
Ausstellungsende: 26.2.

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