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derStandard.at | Newsroom | Kultur | Bildende Kunst 
06. Mai 2009
19:26 MESZ

Grüne Wandlung kriegerischer Barrikaden
Mona Hatoums "Hanging Garden" am Wiener Karlsplatz

Wien - Von der Vorstellung der Hängenden Gärten der Semiramis in Babylon, einem der sieben Weltwunder der Antike, sollte man sich zumindest visuell nicht leiten lassen: Der Hanging Garden der Künstlerin Mona Hatoum, der nun auf der grünen Wiese nahe dem Project Space der Kunsthalle (Projekt der KÖR, Kunst im öffentlichen Raum Wien) platziert wurde, gleicht eher einem Hochwasserschutz oder Schutzwällen aus kriegerischen Kontexten als einem Garten. Bisher sprießt an der acht Meter langen Wand aus Jutesäcken das saftige Grün erst spärlich.

Diese Assoziationen sind jedoch willkommen, denn Hatoum, die seit dem libanesischen Bürgerkrieg 1975 im Londoner Exil lebt, sieht ihre Skulptur als "Kommentar zum andauernden Krieg im Irak" . Die Ruinen von Babylon, so der Bezug zum Titel, sind inzwischen blutige Kriegsarchitektur. "Im Nahen Osten wuchern diese Wände überall." Sie stehen dort inzwischen so lange, dass aus ihnen bereits Gras und Unkraut wuchert. "Die Wände symbolisieren die feindlichste Umgebung, und doch bergen sie Leben in sich." Kriegsrelikte füllen sich mit Poesie?

Hatoums Skulptur, die bereits mehrfach im Innen- und Außenraum (2008 in den Tuilerien in Paris, danach in Berlin und Amman) realisiert wurde, bleibt bis August stehen. Bis dahin mutiert sie zu einer grünen Wand, die irgendwann mit der Wiese verschwimmt, die in der Landschaft aufgeht. Aber beschränkt sich das irritierende Moment dieser Arbeit inmitten einer Grünanlage nicht ohnehin auf jene einer Stadtgarten-Sünde? (kafe / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.5.2009)

 

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