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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
02. November 2006
16:54 MEZ
Link: kunsthallewien.at  
Foto: APA/ COURTESY LAURENCE MILLER GALLERY
Frühstück im Grünen auf hippiesk: Burk Uzzle, Woodstock 1969

"Americans" in der Kunsthalle Wien
Randzonen des American Dream mit Arbeiten von Robert Frank bis Larry Clark

Wien - "Fern von journalistischer Oberflächlichkeit", so Kunsthallen-Chef Gerald Matt, eröffnet am Donnerstagabend im Rahmen des Amerika-Schwerpunktes der Kunsthalle Wien die Schau "Americans. Meisterwerke amerikanischer Fotografie von 1940 bis heute". Wie Matt bei der Pressekonferenz betonte, wolle man "mit Hilfe der Kunst die Verfasstheit des amerikanischen Traums" aufzeigen. Bis 4. Februar zu sehen sind kritische Beobachtungen vom Rand der Gesellschaft, Kurator Peter Weiermair versammelt künstlerische Zeitdokumente von Helen Levitts über Bruce Davidson bis hin zu Robert Frank oder Peter Hujar.

"Hier werden Menschen gezeigt, die draußen geblieben sind, die hinter der Glitzerwelt Amerikas übersehen werden", so Matt. Konzipiert ist die über 350 Fotos fassende Ausstellung in Form von 13 Bildstrecken zu bestimmten Themen, bewusst werden verschiedene Positionen einander gegenübergestellt. Benannt wurde die sehr heterogene Schau, die extra für die Räumlichkeiten der Kunsthalle zusammengestellt wurde, nach dem legendären Fotobuch von Robert Frank.

Außenseiter

So verschieden die Zugänge der Fotografen sein mögen, zentrale Themen sind Aufbruch, Krisen und Veränderungen der amerikanischen Gesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg. Weiermair beginnt seine Reise in den 40er- und 50er-Jahren mit Straßenfotografien von Helen Levitts und Bruce Davidson, Robert Frank widmete sich dem Thema in den 60er-Jahren. Außenseiter wie etwa einen jungen New Yorker Transvestiten mit Lockenwicklern oder ein Kind mit Spielzeughandgranate im Central Park zeigt Diane Arbus, Facetten der amerikanischen Provinz beleuchtete Richard Avedon, der untere Gesellschaftsschichten in Texas ins Licht rückte. Von ihm stammt auch das plakative Motiv einer jungen Arbeiterin, mit dem die Ausstellung beworben wird.

Die Sexualität von Minderjährigen zeigen eindrucksvolle Bildfolgen von Ed Templeton, das Leben der Drogenabhängigen wird mit den Arbeiten von Larry Clark dokumentiert. Ein weiteres brisantes Thema behandeln die ausgestellten Fotografien von Peter Hujar, der in seinen sensiblen und gleichzeitig äußerst freizügigen Schwarzweiß-Fotografien Transvestiten und Transsexuelle zeigt. Zu seinen eindrucksvollsten Arbeiten zählt u.a. "Pregnant Nude" (1978) oder "Gary in Contorion" (1982). Die Hippiekultur ist durch die Woodstock-Fotografien von Burk Uzzle vertreten, der die Festivalbesucher von ihrer ruhigen Seite zeigt.

Künstlergespräche

Eine Ausstellung wie "Americans" habe es übrigens in Amerika noch nicht gegeben, wie Weiermair versicherte. Interesse an "Americans" hätten bereits einige europäische Museen gezeigt, derzeit wolle man jedoch noch keine konkreten Angaben zu weiteren Plänen machen. Am Freitag, stellt sich Ed Templeton einem öffentlichen Künstlergespräch (17 Uhr), am 4.11. folgt Rosalind Solomon (15 Uhr). Als Ergänzung zur Ausstellung ist auch ein Katalog erschienen, der die fotografischen Statements mit Original-Zitaten der Künstler anreichert. Eine sinnliche Reise durch ein Amerika, wie es wohl selten in derartiger Offenheit gezeigt wird. (APA)


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