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Kultur 

Wahr, ernst, aber nicht

humorlos

Die Begegnung mit den Arbeiten des Fotokünstlers Nikolaus Walter öffnet Augen.

haupt erst zur Kamera greift. Bei den Auftragsarbeiten (z. B. über die Krankenpflege, die Situation der Gastarbeiter, die Unternehmenskultur oder eine Talschaft in Vorarlberg) sowieso, aber auch bei den Reisereportagen bzw. bei den Aufnahmen, die man eher dem privaten Bereich zurechnet, wird diese offenkundig.

Den Betrachter der Fotografien erfüllt das mit großer Dankbarkeit. Walter fordert mit seinen Bildern zwar konkret dazu auf, sich mit unseren Mitmenschen, unserer Umwelt, unserem Wirtschaftssystem auseinanderzusetzen, er zeigt uns Bilder von Menschen, Bilder von Zuständen - durchaus schonungslos Ö, er macht uns aber niemals zum Voyeur. Und er führt, was noch wesentlicher ist, die Porträtierten und Fotografierten somit niemals vor.

Nicht die Schwarzweißfotografie ist es hier, die auf Distanz hält, sondern die Art der Aufnahme.

Hoher Anspruch

Unbeteiligt bleibt der Betrachter dabei nie. Die Emotion ist da. Nicht ein Effekt (schon gar nicht ein billiger) hat sie geweckt, sondern der hohe künstlerische Anspruch, den alle Bilder von Walter erfüllen. Und daneben erlaubt

CHRISTA DIETRICH

christa.dietrich@vn.vol.at, •72/501-225

Feldkirch (VN) Und nicht nur das. Wenn es Arbeiten gibt, die die Herzen zu öffnen vermögen, dann sind jene von Nikolaus Walter auf jeden Fall dabei. Handwerklich bestens gerüstet, begann der Vorarlberger seine Tätigkeit als Wahrheitssucher mit dem Fotoapparat vor rund dreißig Jahren. Ein Bildband, den der renommierte deutsche Verlag Hatje Cantz nun herausbrachte, dokumentiert die wesentlichen Themen in seinem äußerst vielfältigen Schaffen.

Das Palais Liechtenstein, ein "Forum für zeitgenössische Kunst" in Feldkirch, nahm die Veröffentlichung zum Anlass, Walters Arbeiten in einer großen Ausstellung zu präsentieren.

Sich darauf einlassen

Die Methode bzw. der Grundsatz, der für Nikolaus Walter gilt, ist bereits dargelegt worden: Der Künstler lässt sich auf die Menschen, auf die Landschaften, auf die Themen ein, bevor er übersich der Künstler freilich auch ein ausgefuchster Geschichtenerzähler mit Humor zu sein. Er darf das und er kann das. Sei es bei einer "Annäherung" auf einer Parkbank in Bregenz (1974) oder einer kirchlichen Prozession (1995).

Ausstellungen

• Palais Liechtenstein: Feldkirch, Eröffnung der Retrospektive, heute, 20 Uhr. Geöffnet bis 7. Mai, Mi bis Fr, 16 bis 19 Uhr, Sa und So, 10 bis 13 Uhr,

• Johanniterkirche: Feldkirch, Serie "Kruzifixe", verlängert bis 17. April, Di bis Fr, 10 bis 12 und 13 bis 18 Uhr, Do bis 21 Uhr, Sa, So und Mo, 10 bis 16 Uhr.

• Billboards: Bregenz, Bahnhofstraße, noch bis 28. Mai im öffentlichen Raum

ZUR PERSON

Nikolaus Walter Fotokünstler Geboren: 1945 in Rankweil Ausbildung: Studium in Wien Laufbahn: zahlreiche Buch-, Ausstellungs- und Fotoserienprojekte zu Regionen (z. B. Walsertal), Orten und Themen (z. B. Gastarbeiter, Flüchltinge) in Vorarlberg etc. Wohnort: Feldkirch

Albertina Nitsch, Blons, Großes Walsertal, Österreich, 1978. (Foto: Nikolaus Walter)




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