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16.12.2005 - Kultur&Medien / Ausstellung
Kritik Ausstellung: Vom Auftauchen und Verschwinden
VON ALMUTH SPIEGLER
Bawag Foundation: "Strich Zeichnung Bild" verzichtet auf ein Konzept - aber nicht auf gute Kunst.

Fast ist es schon wieder originell. Obwohl man sich irgendwie daran gewöhnt hat, an diese netten Erklärungen, warum für eine Ausstellung gerade dieses und jenes Werk ausgesucht wurde. Thema nennt man so etwas, oder Konzept. Die Gefahr daran ist natürlich immer, dass es die Umwelt nicht versteht, der Überbau nicht hält oder der Lieblingskünstler partout nicht passen will.

All diese niederen Fallen umschifft die Bawag Foundation zurzeit höchst elegant. Sie erklärte einfach die Subjektivität zum Motto. Und ließ einen höchst schweigsamen Kurator das aussuchen, was er für richtig hielt. Ohne große Absichtsbekundungen, außer dass die Künstler eigensinnig und unnachgiebig sein sollten - was sowieso eine Voraussetzung sein sollte. Aber Schluss damit. Man muss, verdorben vom Spektakel-Betrieb, ja nicht immer nach einem System als Augen-Krücke suchen.

Acht Künstler aus Österreich, den USA, Frankreich, Deutschland und der Schweiz sind es also, die der Künstlerkurator Axel Huber für den Kunstraum der Bank ausgesucht hat. Und es sind - bis auf Heimo Zobernig, der das Plakat entworfen hat, und den Deutschen Olaf Metzel, der im Foyer eine Sprechblase mit darüber gelagertem Pop-Art-Raster in die Wand gehämmert hat - alles hierzulande unbekanntere Positionen. Wofür man dem Kurator in erster Linie einmal einfach nur dankbar sein muss. Vor allem drei Entdeckungen sind beachtlich: Das Werk des 1985 verstorbenen Schweizers Andre Thomkins, der mit der - eher von Geschenkpapier bekannten - Methode, in der man Lack auf Wasser gießt und anschließend mit Papier abnimmt, präzise und fantastisch zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit changiert. Und zwei in Berlin lebende Österreicherinnen, in ihrer Heimat bisher nicht präsent.

Maria Brunner bewältigt mit ihren collagehaften Gouachen wild-spielerisch Formate über zwei Meter Höhe. Hier vermischen sich auf beunruhigende Weise die Lieblichkeit von Blümchen und farbenprächtigem Ornament mit Horror-Elementen wie aufgerissenen Augen und Zwillingspärchen. Ähnlich unheimlich das Pärchen, das Trixi Groiss aus einem Auto starren lässt, in das gerade der Blitz einschlägt. Ihre von verschiedenen Vorbildern zusammengestückelten Zeichnungen tätowierter Typen bewirken ein ähnliches Unbehagen.

Und am Ende findet man sich auch ohne Gebrauchsanweisung in einem ungemein sinnlichen Ganzen wieder, eingelullt vom sanften Rhythmus dieser Ausstellung, die hier so schön unmotiviert aufgetaucht ist, wie sie auch wieder verschwinden wird.

Bis 25. Februar, Mo.-Sa. 10-18 Uhr, Tuchlauben 7a, Eintritt frei.

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