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Shoppen geh'n in den Museen

24.09.2009 | 18:53 | ALMUTH SPIEGLER (Die Presse)

Es ist mir als Professioneller (Kunstbetrachterin) zwar etwas peinlich, aber mit frühjugendlicher Prägung zu entschuldigen: Ich liebe Museumsshops. Das mag daran liegen, dass mich mein erster Studentenjob in den ersten Museumsshop im Palais Liechtenstein, damals noch Museum moderner Kunst, verschlug. Wie ein Alien schwebte damals eine mobile Konstruktion aus transparenter Plattform und Regalen über dem Marmorboden im barocken Foyer. Ich verkaufte schicke Kugelschreiber, Zahnbürsten, Postkarten und ganz selten auch ein Buch voll Kunsttheorie.

Was sich in den Neunzigerjahren noch verschämt in den Eingangshallen herumdrückte, ist heute längst im Zentrum: Bei einer Warhol-Schau in Berlins Hamburger Bahnhof landete ich gar mitten in der Ausstellung im Shop und konnte Warhol-Jeans kaufen. Ein wenig unanständig, so mittendrin, aber – why not? Ähnlich, als ich glücklich in den erwartbar letzten Raum der hervorragenden Impressionismus-Ausstellung in der Albertina taumelte, mich aber plötzlich im Spezialshop wiederfand. Gefinkelt, man muss ja zwei Stockwerke tiefer zum Ausgang noch durch den offiziellen Museumsshop. Und bis Sonntag kann man dazwischen gar Originale shoppen gehen: Im ersten Albertina-Stock läuft die neue Kunstmesse für Grafik, die „Art Albertina“. So wird aus einem Bundesmuseum im Handumdrehen ein Warenhaus. Die Häufung – zwei Shops, eine Kunstmesse – ist sogar für meinen kommerzverdorbenen Geschmack zu viel. Ich muss mich wohl mit einem Vollbad trösten, umschwommen von den berühmtesten Badeblumen der Kunstgeschichte: Monets Seerosen. Die kann man sich als duftige Kunstblumen im Impressionisten-Shop einpacken lassen.


almuth.spiegler@diepresse.com

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