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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
03. Jänner 2008
00:12 MEZ
"Western Motel - Edward Hopper und die zeitgenössische Kunst" heißt es von 3. Oktober bis 15. Februar 2009 in der Wiener Kunsthalle, die mit der Ausstellung des 1967 in New York gestorbenen US-Malers unter anderem zeigen will, "wie nahe der Realismus an der Abstraktion ist".

Foto: Sol LeWitt (Untitled, 1986), VBK Wien
"Genau und anders. Kunst und Mathematik von Dürer bis Sol LeWitt" heißt die erste große Themenausstellung im Mumok 2008: Die Ausstellung will mit Kunst und Mathematik zwei Welten verbinden, die spätestens seit der Renaissance überraschende Parallelen aufweisen.

Foto: Villa Manin
Einen Parcours der Verführung und des Zweifels, eine Welt des Spiels und des Augenscheins inszeniert der in Belgien geborene Carsten Höller in seiner ersten großen Einzelausstellung in Österreich: Kunsthaus Bregenz von 5. April bis 1. Juni. Auch in "Sculptures in the Park" stellte Höller alle herkömmlichen Erfahrungen des Menschen auf den Kopf.

Ballspiele und Goalgetter: Ausstellungen, die 2008 kommen
Auch abseits der EM tummeln sich auf dem Spielfeld der Wiener Kunstschauen nur Spitzenspieler von der Renaissance bis zur Gegenwart

Während manch einer überlegt, während der EURO 2008 in einem Nachbarstaat um Asyl anzusuchen und das Museumsquartier eigens die Tore sanieren ließ, um das Areal im Bedarfsfall schließen zu können, beschäftigen sich nicht wenige Ausstellungshäuser - freiwillig? - mit dem Thema Fußball, wenn mitunter auch nur zu Marketingzwecken ...

Elfer- und Halbzeitticket heißen die überaus originellen Lockangebote des Kunsthistorischen Museums, um Menschenmaterial vom nächstgelegenen Public-Viewing-Areal in 45 Minuten durch Die schärfsten Fankurven (Rubens?) zu lotsen. In Wien turnt das runde Leder etwa durchs Künstlerhaus, Wien Museum und das Zoom Kindermuseum; und in Linz, wo gar kein Spiel ausgetragen wird, heißt es im Lentos Leben wie im Strafraum; wohingegen man in der Klagenfurter Innenstadt gleich das ganze Fußballfeld - dem dortigen Museum moderner Kunst sei Dank - erleben darf.

Auch abseits der EM tummeln sich auf dem Spielfeld der Kunstausstellungen 2008 nur Spitzenspieler von der Renaissance bis zur Gegenwart, der Schwerpunkt liegt dabei auf internationalen Goalgettern statt frischen Talenten (die Ausnahme bestätigt die Regel). Von Arcimboldo also über Albin Egger-Lienz, Vincent van Gogh, Georges Braque, Paul Klee, Max Ernst, Oskar Kokoschka, Francis Bacon, Joseph Beuys bis zu Duane Hanson, Nobuyoshi Araki, Matthew Barney, Maurizio Cattelan, Jan Fabre, Jörg Immendorff ...

Wenig überraschend finden sich bei den großen Personalen nur männliche Protagonisten. Weibliche Solos allein in kleinerem Format: beispielsweise Ende des Jahres Sharon Lockhart in der Secession oder in der Factory im Mumok Esther Stocker und Runa Islam. Zu den dortigen Highlights zählt Genau und anders, eine Ausstellung über Mathematik in der Kunst von Dürer bis Sol LeWitt oder eine weitere Themenschau zur Malerei zwischen Trash, Spekulation und Kritik: Bad Painting. Dazu passend nebenan in der Kunsthalle Punk - no one is innocent. Weitere Highlights des Hauses werden die Personalen von Edward Hopper und Matthew Barney, der 2007 im Kunsthaus Bregenz bereits zum Thema Mythos ausstellte. Ebendort wäscht man mit der Personale Jan Fabres ebenso einen Vorjahresschwerpunkt der Salzburger Festspiele auf und setzt mit Maurizio Cattelan und Carsten Höller auch nicht gerade auf Risiko.

Im Belvedere heißen die Gassenhauer heuer Gustav Klimt und Oskar Kokoschka, dessen Werk sich in der ersten Jahreshälfte auch ganz ohne Jubiläum gleich drei große Häuser widmen: dem Frühwerk das Belvedere, dem Linzer Aspekt das Lentos und dem Spätwerk die Albertina, die 2008 auch noch Meisterwerken von Max Ernst, Paul Klee und Vincent van Gogh Herberge bietet. Neugierig macht im Belvedere aber vor allem die Gegenüberstellung der Bildhauer Tony Cragg und Franz Xaver Messerschmidt.

Einen Länderhype wie im Ausstellungsjahr 2007 gibt es dieses Jahr nicht: Statt Kunst aus China gibt es im Leopold Museum moderne Kunst der Faröer Inseln (!) zu sehen, sowie Kunst aus der Schweiz, Frankreich und Indien im Hangar 7 in Salzburg.

Die wohl spannendsten Orte des gerade begonnenen Jahres werden im direkten wie übertragenen Sinne wohl die Secession und das fusionierte Bawag- und Generali-Foundation(s)quartier werden. Wie lange wird die Befriedung an Ersterem standhalten und wie lange dauert es, bis an Letzterem womöglich der Krieg um Platz, Ressourcen und Mitarbeiter ausbricht? (kafe / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.1.2008)


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