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Galerien in Wien: Schmerzvoller Abgesang

19.09.2007 | 18:40 | NICOLE SCHEYERER (Die Presse)

Mit der Ausstellung „Rückblick“ wird Abschied genommen von der Galeristin Teresa Hohenlohe (1964 – 2007).

Die Wolken, die Simon Wachsmuth mit Kreide auf schwarzes Papier gezeichnet hat, geben das traurige Motto der Ausstellung „Rückblick. Galerie Hohenlohe 1999–2007“ vor. Nach dem Freitod von Teresa Hohenlohe Ende August versammelt ihr Mann und Galeriepartner Franz Seilern noch einmal Arbeiten von allen Künstlern. Während die Zukunft der Galerie noch nicht entschieden ist, wird der regelmäßige Besucher an eine Menge sehenswerter Ausstellungen der Vergangenheit erinnert. Etwa an die vielschichtige Schau von Simon Wachsmuth 2001, die sich mit dem Verhältnis von Kultur und Natur beschäftigte.

Die Galeristin hatte einst mit Wachsmuth in der Klasse von Peter Weibel auf der Angewandten studiert und bot ihm die Chance einer ersten Einzelausstellung. Von Wachsmuth, der diesen Sommer auf der Documenta in Kassel vertreten ist, stammt auch die attraktive Papierarbeit „Virus“ (35.000 €).

Teresa Hohenlohe liebte die gemeinsame Arbeit mit den Künstlern, die Diskussionen und Entwicklungsprozesse, sie hatte auch ein gutes Gespür für Newcomer. Immer wieder gelang ihr die Auswahl von Positionen, die das Auge genauso wie das Hirn ansprechen. In der jetzigen Schau sticht besonders Roland Kollnitz hervor, dessen hintersinnige Skulpturen wie das magnetische „Wandstück“ (950 €) oder die Armstütze „Ladylike“ (3600 €) zum Handanlegen auffordern. Daneben reizen die Holzscheite aus Aluminium mit dem schönen Titel „Verlorene Form“ von Michael Kienzer zur verbotenen Haptik. Der US-Maler Will Fowler, von dem jetzt ein abstraktes Gemälde gezeigt wird (5500 €), war 2000 in der Gruppenausstellung „Scale“ zu sehen.

Nach Galerieerfahrungen in Deutschland stieg Hohenlohe 1992 bei Kurt Kalb ein, dessen Galerie sie zur Jahrtausendwende übernahm. Aus Kalbs Programm stammen einige wenige Positionen wie Rudolf Polanszky. Mit dem psychedelisch anmutenden Ölbild „Das Friseur“ (45.000 €) von Markus Oehlen und den kleinformatigen Collagen von Werner Büttner (2100 €) ist eine Generation von deutschen Künstlern vertreten, die Martin Kippenberger verbunden war.

Gesellschaftskritische Kunst in ihrer besten Form, nämlich nicht didaktisch, vertraten in der Galerie Franz Kapfer und Andrea Geyer. Während ersterer in Fotoarbeiten wie „Rom“ (1600 €) oder „Kapitelplatz“ (2500 €) spielerisch Geschlechtermythen unterwandert, setzte Geyer die amerikanische Zivilgesellschaft nach 9/11 ins Bild.

Einen schmerzvollen Abgesang inszeniert die Videoarbeit „Substitutes“ (10.000 €) von Documenta-Künstlerin Imogen Stidworthy, die man sich am Ende der Schau ansehen sollte. Die zwei jungen Gastarbeiter singen im Schloss Solitude rumänische Volkslieder, die von der Trauer und Sehnsucht der in der Heimat Zurückgebliebenen handeln. Bis 31.12., Bäckerstr. 3.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.09.2007)


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