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Gedichte zum Schauen und Staunen

Vier Frauen in der Städtischen Galerie Schwaz: Was sie verbindet, sind ihre Fluchten in "gezeichnete Welten"

SCHWAZ. Adriana Czernin, Irene Dapunt, Dorothee Golz und Ulrike Lienbacher sind um die vierzig und fest verwurzelt im aktuellen Kunstdiskurs. Ihre Medien wählen sie je nach Bedarf, gerne auch die Zeichnung als die unmittelbarste, persönlichste Art des Sich-Mitteilens.

Für die in Wien lebende Deutsche Dorothee Golz sind Zeichnungen "intellektueller, feiner als Gemälde, vergleichbar in ihrer Verdichtung mit einem Gedicht". Eine subversive Poesie geht auch von ihrer Installation aus, die sie direkt an einer der Wände der Galerie angebracht hat. Weiße Halbkugeln beulen sich aus der Wand, mit denen gezeichnete Frauen ihre ganz privaten Spielchen spielen.

Die gegenüberliegende Wand bespielt die Bulgarin Adriana Czernin mit einer großformatigen Buntstiftzeichnung. Sie erscheint auf den ersten Blick als dekorativ in der Fläche ausgebreitetes Muster, dessen Ornament sich erst beim längerem Hinschauen als reizvoll verschlüsseltes Vexierbild entpuppt. Dabei schält sich eine Frauenfigur aus dem Meer von rosa Blüten und Ranken, sie kann sich ab er von ihrem dekorativen Korsett nicht befreien, was von der Künstlerin durchaus als Metapher für weibliches Bewusstsein gedacht ist.

Formal weniger hintergründig, dafür aber frecher und unverblümter, reflektiert die Salzburgerin Ulrike Lienbacher ihr Frausein. Sie hat eine ganze Wand mit ihren Bildern "tapeziert", in denen weibliche Attribute wie Haare oder Dessous im Mittelpunkt stehen. Rollenbilder werden hier ironisch hinterfragt, Klischees auf höchst vergnügliche Art und Weise ad absurdum geführt.

Autobiografische Züge tragen die Zeichnungen und Gouachen von Irene Dapunt, der einzigen Tirolerin unter den vier. Die Oberhuber- und Caramelleschülerin breitet auf großen Blättern ihre eigene Innenwelt aus, oft ergänzt durch schriftliche Kommentare. Dapunts eigenes Porträt taucht in diesen malerischen Bildern immer wieder auf, sie macht sich zur Stellvertreterin der weiblichen Gattung inklusive aller frauenspezifischen Obsessionen und Visionen.
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Galerie der Stadt Schwaz, Franz-Josef-Straße 27, Schwaz; bis 5. Juni, Mittwoch 10 bis 19 Uhr, Donnerstag und Freitag 13 bis 19 Uhr, Samstag 10 bis 13 Uhr
2004-05-12 16:29:20