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26.08.2003 - Kultur News
Künstlerhaus: Zwischen den Stühlen
Die Stadt Wien schiebt die Schuld an der finanziellen Misere des Künstlerhauses dem Bund zu. Dieser wehrt sich.


Ab Ende September werde im Künstlerhaus kein Ausstellungsprogramm mehr stattfinden. Das verkündete der Präsident des Wiener Künstlerhauses, Architekt Manfred Nehrer, am Wochenende. Die Subventions-Hoffnungen setzte der Verein auf die Stadt Wien. Die Enttäuschung folgte am Montag: Die Stadt fühlt sich nicht zuständig, den laufenden Betrieb finanziell zu stützen. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SP): "Wenn jetzt der Betrieb trotz der 2001 von der Stadt auf 363.364 Euro verdoppelten Mittel eingestellt werden muss, ist das die Schuld des Bundes oder auch die des Künstlerhauses. Es kann nicht sein, dass die Stadt jetzt einspringen muss. Die Antwort muss der Bund geben."

Diese folgte prompt aus dem Bildungsministerium: Das Künstlerhaus sei eine reine Spielfläche der Stadt Wien. Von 1996 bis 2001 habe der Bund die Flächen des Künstlerhauses für jeweils ein halbes Jahr angemietet - für den Bedarf der Bundesmuseen. Vor allem das Kunsthistorische Museum zeigte am Karlsplatz große kulturhistorische Ausstellungen. Bei den jährlich gezahlten 727.000 Euro hätte es sich aber um eine zeitlich befristete Miete, nicht um Subventionen.

Seipel: "Es war nicht der Fehler von Ministerin Gehrer, den Vertrag nicht zu verlängern, sondern es war einer des Künstlerhauses, das sie keine kulturhistorischen Ausstellungen dort wollten. Das Künstlerhaus war nicht sehr gastfreundlich." Außerdem sei die Miete der 2200 Quadratmeter zu teuer gewesen.

Interessiert an einer Miete des Künstlerhauses aber ist Wolfgang Kos, Direktor des Historischen Museums der Stadt Wien, das an akutem Raummangel leidet. Nur: "Eine Miete aus dem laufenden Budget können wir uns nicht leisten, schon gar nicht zu den derzeitigen Preisen von 2907 Euro täglich für beide Etagen", so Kos. Auch Mailath-Pokorny wäre für eine Zusammenarbeit: "Ich bin dafür, dass Kos das Künstlerhaus anmietet - aber das kann nicht bedeuten, dass die Stadt dadurch Mehrkosten hat."

Für Gespräche bezüglich des Aus- und Umbaus des desolaten Hauses, stehe der Kulturstadtrat zur Verfügung: "Ich rede mit Präsident Nehrer gerne über eine Drittellösung. Aber nur gemeinsam mit allen Partnern, mit Bund und Privaten - wie es Konzerthaus, Musikverein und auch die Secession geschafft haben." sp



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