„In der Mitte am Rand“ im größten Bezirk Österreichs
MARTIN BEHR GRAZ (SN). Die vom einstigen Kulturlandesrat Kurt Flecker (SPÖ) eliminierten steirischen Landesausstellungen leben als „regionale“ weiter. Im Biennale-Rhythmus konzipiert, findet das Festival heuer im flächenmäßig größten Bezirk Österreichs statt: in Liezen. Während die „regionale 08“ in der Region Südoststeiermark unter mangelnder Planungszeit litt, konnte der diesjährige künstlerische Leiter Dietmar Seiler das „Festival für zeitgenössische Kunst“ gut vorbereiten. Er hat für den obersteirischen Bezirk das Motto „In der Mitte am Rand“ gewählt.
Mit rund vier Millionen Euro dotiert (inklusive Sponsoren sogar mit 4,5 Mill. Euro) ist die „regionale 10“ ein Flaggschiff der steirischen Kulturpolitik. Eines, das mehr Finanzmittel als der – jährlich stattfindende – „steirische herbst“ hat. „Der ,herbst‘ ist keine Konkurrenz, sondern ein befreundetes Festival“, sagt Seiler, der weiland als Pressesprecher des Grazer Avantgardefestivals aktiv war. Auch wenn es etwa bei den teilnehmenden Kunstschaffenden Überschneidungen gebe, sei doch die Ausrichtung der beiden Veranstaltungen gänzlich verschieden. In rund 30 Projekten biete die „regionale 10“ in der Peripherie unerwartete Begegnungen mit zeitgenössischer Kunst.Rotes Kreuz als Logo Ein rotes Kreuz, eine Art Wegmarkierung, dient als Logo. Schon jetzt ist es auf Plakaten präsent, von Anfang Juni bis Mitte August soll es in dem mit 80.000 Einwohnern eher dünn besiedelten Bezirk den Weg zu Entdeckungen weisen. Das Programm wurde weitgehend aus über 180 eingereichten Ideen und Projekten ausgewählt. „Die ,regionale‘ ist nicht meine ganz persönliche Seelenverwirklichung, sondern bündelt die Aktivitäten vor Ort“, sagt Seiler. Neben Einheimischen erwarten sich die Macher auch Besucher aus den angrenzenden Bundesländern Salzburg und Oberösterreich sowie aus dem Großraum Graz. Auf Spekulationen über Besucherzahlen will er sich nicht einlassen. Quantität, meint Seiler, sei nicht das Wichtigste.
Zum Programm: „Play Admont“ heißt die Ausstellung im Benediktinerstift Admont, zu der unter anderem auch Erwin Wurm eine Arbeit beisteuern wird. Das ganze Klostergelände soll zum Kunstparcours werden, die Besucher sind eingeladen „neugierig, skeptisch und aktiv zu sein“. Seilers Ex-Chef beim „herbst“, Peter Oswald, hat für die „regionale“ das Neue-Musik-Festival „Arcana“ entwickelt. Werke von Olga Neuwirth bis Hector Parra werden an ungewöhnlichen Orten aufgeführt: in Fabrikshallen, Kirchen, Burgen oder vor Naturkulissen. Das Projekt „Grenzgang“ wiederum ermöglicht eine Bezirksumwanderung: 400 km, 40.000 Höhenmeter in 73 Tagen.