Wiener Zeitung · Archiv


Kunstberichte
Austro-amerikanische Architekt starb bei Autounfall in Los Angeles

Raimund Abraham ist tot

Raimund Abraham: 1933 - 2010

Raimund Abraham: 1933 - 2010 (© Schmidt/APA)

Von WZ Online / APA

Der österreichisch-amerikanische Architekt Raimund Abraham ist bei einem Autounfall in Los Angeles ums Leben gekommen, wie das österreichische Generalkonsulat in Los Angeles am Donnerstag (Ortszeit) eine Meldung des "Standard" bestätigte.

Wie das Los Angeles Police Department dem Generalkonsulat mitteilte, hat sich der Unfall in der Nacht auf Donnerstag kurz nach Mitternacht in Downtown/Los Angeles zugetragen.

Nur wenige Stunden vor seinem Tod hatte Abraham noch einen Vortrag am Southern California Institute of Architecture (SCI-Arc) gehalten. Laut "Der Standard" stieß Abraham mit einem Bus zusammen.

Abrahamhatte als Architekt des 2002 eröffneten, spektakulären Österreichischen Kulturforums in New York Aufsehen erregt. Er war bereits 1964 in die Vereinigten Staaten ausgewandert und hatte hier u.a. am Pratt Institute, der Cooper Union for Advencement of Science and Art und dem SCI-Arc unterrichtet. SCI-Arc-Direktor Eric Owen Moss beschrieb Abraham in einer ersten Reaktion auf seinen Tod als "unersetzbare Kraft in der Architektur". Das Institut veranstaltet am (heutigen) Freitag um 13.00 Uhr eine Zusammenkunft im Gedenken an den Architekten.

Abraham legte 2000 seinen österreichischen Pass zurück. 2002 wurde ihm die amerikanische Staatsbürgerschaft verliehen. Grund für seinen Staatenwechsel war die Regierungsbeteiligung der FPÖ, die er vehement kritisiert hatte. In Österreich hatte sich Abraham wiederum wegen steigender Kosten für das Kulturforum und wegen der Höhe seines Honorars teils scharfer Kritik ausgesetzt gesehen.

Nach seinem Studium an der Technischen Universität in Graz hatte der 1933 in Lienz in Osttirol geborene Abraham von 1959 bis 1964 in Wien als Architekt gearbeitet - mehr auf dem Gebiet der Theorie als auf jenem der Praxis. Abraham galt als einer der Exponenten der neuen Wiener Architektur-Avantgarde und wurde als solcher 1967 gemeinsam mit Hans Hollein und Walter Pichler im Museum of Modern Art in New York ausgestellt. Ab 1971 lebte, unterrichtete und arbeitete er in New York.

Abraham beteiligte sich mit Aufsehen erregenden Entwürfen an internationalen Wettbewerben, doch bei den "Big Projects" schienen zweite Preise lange sein Schicksal zu sein: Im Wettbewerb um das Centre Pompidou (1971) wurde er ebenso knapp geschlagen wie in jenem um die Opera de la Bastille (1983).

Freitag, 05. März 2010 09:43:00
Update: Freitag, 05. März 2010 10:00:00


Kommentare zum Artikel:

08.03.2010 12:25:08 Ad Tod von Architekt Raimund Abraham
Die Österreicher Platter und Fekter haben das Glück in einem Hochkultur-Land zu leben. Dieses Glück verdanken sie u. a. Menschen wie Abraham. Dieser Architekt hat 2000 seine österreichische Staatsbürgerschaft aus Protest gegen die schwarz-blaue Koalition zurückgelegt. Im Rückblick auf den folgenden Verfall der politischen Sitten eine bewundernswerte Entscheidung. Nach ORF-Meldungen suchte Architekt Abraham nach Beendigung der Schüssel-Ära erneut um die österreichische Staatsbürgerschaft an.
Und nun passiert folgendes, typisch christlich österreichisches: die beiden – mir als kulturell unauffällig bekannten – Innenminister behandeln in kleinkarierter Trotzhaltung das Ansuchen des großen Architekten nicht. Sie haben ihre Sache nicht gut gemacht und sollten die Konsequenzen ziehen.
DI Bernd Stanzel
05.03.2010 17:59:38 Ein Freund ist tot
Mit tiefer Betroffenheit habe ich vom Tod meines alten Freundes aus Studienzeiten an der TH Graz erfahren. Gemeinsam mit Friedrich St. Florian und Christl Powondra-Stigler haben wir im Zeichensaal die ersten Spuren der Grazer Schule der Architektur gesetzt und uns auch erfolgreich an internatioinalen Wettbewerben beteiligt. Bereits dort erwachte der Wille, in der Welt der Architektur sich zu bewähren. Ray war ein fighter, ein Perfektionist und ein guter Freund. Er hat in der Architektur mit Idealismus und Leidenschaft eine "Ur-Gebärde" des Bauens verwirklicht, die den Moment der Tragik übersteigt.
monti
Eugen Gross
Kommentar senden:
Name:

Mail:

Überschrift:

Text (max. 1500 Zeichen):

Postadresse:*


* Kommentare werden nicht automatisch veröffentlicht. Bitte beachten Sie unsere Regeln.
Die Redaktion behält sich vor Kommentare abzulehnen. Wenn Sie eine Veröffentlichung Ihrer Stellungnahme als Leserbrief in der Druckausgabe wünschen, dann bitten wir Sie auch um die Angabe einer nachprüfbaren Postanschrift im Feld Postadresse. Diese Adresse wird online nicht veröffentlicht.

Wiener Zeitung · 1040 Wien, Wiedner Gürtel 10 · Tel. 01/206 99 0 · Mail: online@wienerzeitung.at